nd-aktuell.de / 12.01.2010 / Politik / Seite 14

Sonnenglas aus der Börde

Sachsen-Anhalt konnte trotz Krise seine Stellung als bedeutender Produktionsstandort behaupten

Sabine Fuchs, dpa
Acht Betriebe mit jeweils mehr als 50 Beschäftigen gibt es in der Glasindustrie Sachsen-Anhalts. Ein Drittel der deutschen Flachglasproduktion kommt von dort.

Magdeburg. Die Glasindustrie Sachsen-Anhalts hat 2009 einige Brüche hinnehmen müssen. Doch für 2010 sehen Experten wieder optimistischer in die Zukunft. »Die Branche hat vor allem wegen der Krise am Bau und in der Automobilindustrie ein Tal durchlaufen«, sagte Olaf-Alexander Wiedemann von der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB) Hannover, der finanzielle Transaktionen seines Institutes in der Glasindustrie in Sachsen-Anhalt betreut. Das Land habe jedoch seine Stellung als bedeutender Standort der Glasproduktion in Deutschland und Europa behauptet, sagte der Experte. »Rund ein Drittel der deutschen Flachglasproduktion und zehn Prozent der europäischen kommen aus Sachsen-Anhalt.«

Nach Angaben des Statistischen Landesamtes gibt es derzeit acht Betriebe mit mehr als 50 Beschäftigen in der Glasindustrie. Die Zahl der Mitarbeiter stieg von 1309 im Jahr 2008 auf 1439. Der Umsatz ging jedoch wegen der Wirtschaftskrise zurück: Betrug er in den ersten neun Monaten des Jahres 2008 noch rund 356 Millionen Euro, lag er im Vergleichszeitraum des Jahres 2009 nur bei knapp 293 Millionen Euro. Die Kapazität für die Flachglasproduktion liegt im Land bei täglich 2700 Tonnen, wie eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums sagte. Deutschlandweit seien es am Tag 8600 Tonnen. Standorte sind den Angaben zufolge vor allem Euroglas in Osterweddingen und Haldensleben, wo seit Mai 2009 auch Solarglas produziert wird, sowie Guardian in Thalheim. Erst im August war in Osterweddingen das Flachglaswerk f-glass GmbH in Betrieb gegangen.

»Sachsen-Anhalt bietet gute Voraussetzungen für die Glasindustrie«, sagt Experte Wiedemann von der Nord/LB. »Neben gut ausgebildeten Fachkräften verfügt es über die wichtigen Rohstoffe für Glas – wie Quarzsand, Soda, Kalk und Dolomit.« Außerdem gebe es in der Region zahlreiche Abnehmer; etwa die Solarindustrie. So reißen die Investoren trotz Krise und Umsatzrückgang nicht ab: In Gardelegen entsteht zur Zeit ein Glasbehälter-Werk der Agenda Glas AG. Etwa 50 Millionen Euro werden investiert. Im Februar 2010 soll das Unternehmen stehen, wie ein Sprecher mitteilte. 150 Arbeitsplätze werden entstehen. Pro Jahr sollen 95 000 Tonnen Glas oder rund 300 Millionen Flaschen und andere Glasbehälter hergestellt werden.

Auch einige Investoren, die neue Werke wegen der Krise auf Eis gelegte hatten, sind wieder präsent. So soll im ersten Quartal 2010 die Produktion in einem neuen Solarglaswerk in Thalheim starten.