nd-aktuell.de / 13.01.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

Wirtschaftskriminalität steigt weiter an

Studie: Internet immer häufiger Tatwerkzeug

Düsseldorf (dpa/ND). Betrug, Datendiebstahl, Korruption: Deutsche Unternehmen leiden einer Studie zufolge unter einem starken Anstieg der Wirtschaftskriminalität. In den vergangenen drei Jahren wurde mehr als jedes dritte Unternehmen (37 Prozent) Opfer von Kriminellen. Vor drei Jahren war es nur jede vierte Firma (26 Prozent). Das hat eine repräsentative Befragung von 300 mittelständischen und großen Unternehmen durch Emnid im Auftrag der Wirtschaftsberatung KPMG ergeben, die am Dienstag vorgestellt wurde.

Immer häufiger wird das Internet zum Tatwerkzeug: In der Mehrzahl der Fälle (53 Prozent) machten sich die Täter das Netz zunutze – vor drei Jahren waren es erst 23 Prozent. So würden im Namen von Unternehmen Bankdaten abgefischt, Konten angelegt und Kredite erschlichen oder nicht existierende Waren verkauft.

Besonders der Mittelstand setze noch immer auf blindes Vertrauen, so Frank Hülsberg, Experte für Wirtschaftskriminalität bei KPMG. In der Krise sei zudem die Tendenz zu beobachten, auch an der Sicherheit zu sparen. Den jährlichen Schaden durch Wirtschaftskriminalität bezifferte Hülsberg einschließlich der Dunkelziffer auf 15 bis 20 Milliarden Euro. Der aufgedeckte Schaden lag laut Bundeskriminalamt 2008 bei 3,4 Milliarden Euro.

»Viele Unternehmen verzichten selbst auf die banalste Sicherung ihres geistigen Eigentums. Dabei kann man heute die komplexesten Konstruktionspläne auf einem kleinen USB-Stick aus dem Betrieb tragen«, so Hülsberg. »Selbst Technologieführer verschließen die Augen vor den Gefahren und gefährden so das gesamte Unternehmen.«

Insgesamt sei die Sensibilität zwar gewachsen. So würden 80 Prozent der Firmen (plus 9 Prozentpunkte) Kriminalität als ernsthaftes Problem einstufen. 67 Prozent erwarteten einen weiteren Anstieg. Dennoch habe mehr als jeder fünfte Mittelständler nach eigener Auskunft keine Verfahren zur Aufdeckung von Wirtschaftskriminalität.

In der Krise wachse zudem die Neigung, über Fälschung von Bilanzen und Finanzdaten die Lage des Unternehmens zu schönen oder Bestechung einzusetzen. Die größten Schäden entstehen der Studie zufolge durch Kartellverstöße, Geldwäsche und Korruption.