nd-aktuell.de / 15.01.2010 / Politik / Seite 7

Afghanistan: Mehr Macht für US-Militärs

Neue Kommandostruktur nach Aufstockung

Die USA wollen einem Zeitungsbericht zufolge die Rolle der Führungsnation im Süden Afghanistans von Großbritannien übernehmen.

London/Kabul (AFP/dpa/ND). Wie die »Times« am Donnerstag berichtete, will Washington nach der Ankunft von 21 000 zusätzlichen Soldaten in der Süd-Region auch die Befehlsgewalt im unruhigsten Teil des Landes übernehmen. Dazu soll die bisherige Struktur geändert werden. Bislang teilten sich dort abwechselnd Großbritannien, die Niederlande und Kanada das Kommando, Stellvertreter war stets ein US-Amerikaner.

Die neue Kommandostruktur soll dem Bericht zufolge in der zweiten Hälfte des Jahres eingeführt werden. Sie sieht demnach die Aufteilung in zwei separate Kommandos vor, eines über 30 000 Soldaten im Südosten und eines über die gleiche Anzahl im Südwesten. In diesem Jahr werden Zehntausende weitere US-Soldaten in der Region erwartet. US-Präsident Barack Obama hatte im vergangenen Jahr eine massive Verstärkung der Streitkräfte zur Bekämpfung der radikalislamischen Taliban beschlossen.

Ein Selbstmordattentäter hat am Donnerstag auf einem Markt in der südafghanischen Provinz Urusgan 16 Menschen mit in den Tod gerissen. Präsident Hamid Karsai nannte den Anschlag unislamisch, weil der Täter es auf wehrlose Zivilisten abgesehen habe. Nach Angaben des Präsidialamtes wurden bei dem Anschlag 13 weitere Menschen verletzt. In der Nachbarprovinz Helmand kam bei einem weiteren Selbstmordanschlag ein Polizist ums Leben, vier Beamte und ein Zivilist wurden verletzt.

Am Mittwoch war bekannt geworden, dass in Afghanistan im vergangenen Jahr mehr Zivilisten bei Anschlägen und Kämpfen getötet wurden als je zuvor seit dem Sturz der Taliban. Die Vereinten Nationen verzeichneten 2009 insgesamt 2412 zivile Opfer. Die Aufständischen waren für den Tod von dreimal mehr Zivilisten verantwortlich als die afghanischen und ausländischen Truppen. »Das Jahr 2009 war das schlimmste Jahr für die Zivilisten«, hieß es in dem UN-Bericht.