nd-aktuell.de / 19.01.2010 / Politik / Seite 4

Das Double

Gaspar Llamazares / FBI nutzte Fotos des Politikers zur Fahndung nach Bin Laden

Ralf Streck, San Sebastian

Der ehemalige Generalkoordinator der spanischen Vereinigten Linken (IU) Gaspar Llamazares war in der übrigen Welt bisher wenig bekannt. Die US-amerikanische Bundespolizei verschaffte ihm nun zweifelhafte Popularität: Kürzlich wurde ein »zeitgemäßes« Foto des Al-Qaida-Führers Osama bin Laden veröffentlicht, das auffallende Ähnlichkeiten mit dem Porträt Llamazares' aufwies. Das FBI hatte zur Erneuerung eines Fahndungsfotos des Terroristen ein Bild des Spaniers benutzt. Dabei stimmt zwischen beiden nur überein, dass sie 52 Jahre alt sind. Das Foto, so räumte das FBI derweil ein, habe man sich über die Internetsuchmaschine Google beschafft.

Bedient hatte man sich der Haarpracht, der Stirn und des Kurzbarts des Spaniers, um das heutige Aussehen bin Ladens zu simulieren. Das Bild wurde auch benutzt, um ein neues Fahndungsfoto des wegen Terrors gesuchten Libyers Atiyah Abd al-Rahman herzustellen. Besonders die mit grauen Strähnen durchzogenen gewellten Haare scheinen es den FBI-Spezialisten angetan zu haben. Denn auch für die Suche nach dem angeblichen Vertreter von Al Qaida in Iran steuerte Llamazares seine Haarpracht bei – ebenso wie seine Augen, die nach FBI-Meinung wohl dem Prototyp eines islamistischen Terroristen entsprechen.

»Bin Laden droht mit diesem Foto keine Gefahr, mir ab jetzt aber schon«, sagte Llamazares. Er prüft eine Klage gegen das FBI. Die USA-Regierung hat sich bei ihm entschuldigt. Eine interne Untersuchung sei eingeleitet und die Fotos seien gelöscht worden. Ob es sich um pure Inkompetenz handelt oder dahinter ein schlecht kaschierter Versuch steckt, einen systemkritischen Politiker an den Pranger zu stellen, vermag Llamazares nicht zu sagen.

Allerdings ist Llamazares in der Vereinigten Linken heftig umstritten. Der frühere Generalkoordinator habe der IU mit seinem Schmusekurs gegenüber den regierenden Sozialisten (PSOE) schwer geschadet, heißt es heute, weshalb er 2008 abgewählt wurde. Bei den Parlamentswahlen im März 2008 hatte die IU ihren Fraktionsstatus eingebüßt und gerade noch zwei Sitze erhalten, wovon einer auf die katalanischen Linksgrünen (ICV) entfiel. 1996 verfügte die IU noch über 21 Parlamentsmandate.