nd-aktuell.de / 20.01.2010 / Politik / Seite 4

Atomkraft bedroht drei von vier Bürgern

Umweltstifung stellt »AKW-Gefährdungsatlas« vor und fordert: Alte Meiler sofort abschalten

Atomkraftwerke gefährden nach Darstellung der Deutschen Umweltstiftung drei von vier Bundesbürger. Dies gehe aus ihrem neuen »AKW-Gefährdungsatlas« hervor, teilte die Organisation am Dienstag im pfälzischen Germersheim mit.

Germersheim (dpa/ND). Unter Berücksichtigung eines Umkreises von jeweils 150 Kilometer um die 17 stromproduzierenden Atommeiler seien »gefährdete Bevölkerungszahlen« zwischen 5,4 Millionen (Gundremmingen in Bayern) und bis zu 11,8 Millionen (Neckarwestheim in Baden-Württemberg) ermittelt worden, so die Deutsche Umweltstiftung. Besonders in Gefahr seien die Bürger im Raum Bremen, da sie im unmittelbaren Einzugsbereich von bis zu sechs Atomkraftwerken lebten.

Union und FDP haben sich in ihrem Koalitionsvertrag zu einer Verlängerung der AKW-Laufzeiten bereiterklärt. Für diesen Donnerstag hat das Kanzleramt Vorstände der Versorger E.on, RWE, EnBW und Vattenfall zu einem Treffen eingeladen. Die Befürworter der Nutzung von Atomkraft betonen stets, dass die deutschen Meiler zu den sichersten der Welt zählten.

Die von der Deutschen Umweltstiftung ermittelten Zahlen sind nach eigenen Angaben »Untergrenzen, da durch einen größten anzunehmenden Unfall weit mehr Bürgerinnen und Bürger in einem mehrfach erweiterten Umkreis durch die freigesetzten radioaktiven Strahlen betroffen sein könnten«. Es sei menschenverachtend für Millionen betroffener Anwohner, »wenn in einem so dicht besiedelten Land wie Deutschland, aber auch in Europa, weiterhin Atomkraftwerke betrieben werden«. Sofort stillgelegt werden müssten die sieben ältesten AKW Biblis A und B in Hessen, Brunsbüttel in Schleswig-Holstein, Neckarwestheim 1 und Philippsburg 1 in Baden-Württemberg, Isar 1 in Bayern und Unterweser in Niedersachsen. Außerdem verlangt die Umweltstiftung, der Nutzung erneuerbarer Energien gesetzlich einen absoluten Vorrang einzuräumen. Der Staat will einen Teil der Extra-Milliarden-Gewinne der Stromkonzerne aus längeren Laufzeiten abschöpfen und in den Ausbau von Energie aus Sonne, Wasser und Wind investieren.