Funksignale an den Hörnerv

Mainzer Experten haben künstliche Innenohren entwickelt, die vor allem Kleinkindern helfen sollen

  • Janina Plato, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.

Mainz. Jedes 300. Kind kommt mit Gehörschäden zur Welt. Die kleine Duygunaz ist eines von ihnen. Das dreieinhalb Jahre alte Mädchen ist sogar gehörlos. Mittlerweile »hört« die junge Wiesbadenerin aber wieder etwas und kann leichte Worte sprechen, seitdem ihr zwei Cochlea-Implantate (CI), also künstliche Innenohre, eingesetzt wurden. Die HNO-Klinik mit Schwerpunkt Kommunikationsstörungen der Gutenberg-Universität Mainz gehört auf diesem medizinischen Gebiet zu den führenden Kliniken in Deutschland. Sie hat dabei eine 15-jährige Tradition.

»60 Prozent unserer Patienten sind Kinder, wobei die Zahl der Babys, die schon ab acht Monaten operiert werden, im letzten Jahr deutlich gestiegen ist«, erklärt Dr. Annerose Keilmann, Leiterin des Schwerpunktes Kommunikationsstörungen. Grund sei der seit 2009 gesetzlich vorgeschriebene Hörtest für Neugeborene. So können Schäden sofort erkannt und meist durch Hörgeräte behoben werden.

Nur hochgradig Schwerhörige bekommen ein Implantat eingesetzt. Dieses übernimmt die Funktionen des Trommelfells, der Gehörknöchelchen und der Sinneszellen des Innenohrs. Es ist also für die Umwandlung von Schallwellen in elektrische Impulse zuständig, die über den Hörnerv an das Gehirn weitergeleitet werden.

Das Implantat besteht aus zwei Teilen. Einer wird unter der Kopfhaut des Patienten hinter dem Ohr am Knochen befestigt. Dies geschieht durch eine Operation unter Vollnarkose. Von diesem Implantat gehen Elektroden ab, die in die Hörschnecke eingeführt werden. Sie ersetzten die Funktion der hochsensiblen Haarzellen, die für die Erkennung von hohen und tiefen Tönen zuständig sind. Durch einen Magnet ist das eingesetzte Implantat mit einem Sprachprozessor verbunden, der hinter dem Ohr getragen wird. Er nimmt durch ein Mikrofon Schallwellen auf, wandelt sie in elektrische Signale um und funkt diese an das Implantat. Hier gelangen sie zu den Elektroden, die sie an den Hörnerv leiten.

»Ein CI ist vor allem für Kleinkinder sinnvoll, die noch nicht sprechen können. Und für Erwachsene, die ihr Hörvermögen verlieren«, sagt Keilmann. Menschen, die bis zu ihrem 15. Geburtstag das Sprechen nicht gelernt haben, werden es wohl nie mehr können. Noch wichtiger sei jedoch der siebte Geburtstag. Wer danach ertaubt, behält in der Regel seine bereits gelernte Sprache, wer jedoch vorher ertaubt, kann die bereits gelernte Sprache wieder vergessen und taubstumm werden.

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