94 Meter handbemalte Seidentapete

Zum 200. Todesjahr von Königin Luise gibt es Ausstellungen in den Schlössern Paretz und Charlottenburg

Das Dach des Potsdamer Schlosses Cecilienhof zu erneuern – bei laufendem Hotelbetrieb und geöffnetem Museum –, dies sei wie das Wechseln der Räder bei einem fahrenden Auto, schwierig also, erzählte Generaldirektor Hartmut Dorgerloh gestern bei der Jahrespressekonferenz der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten. Deshalb müssten die beabsichtigten Bauarbeiten gründlich vorbereitet werden.

Zu restaurieren gibt es viel in den Königsschlössern in Berlin und Brandenburg. Das hört nie auf. Die Rekonstruktion von Schloss Charlottenburg, das im Zweiten Weltkrieg schwer beschädigt wurde, endet jetzt erst. Ein Raum erhält gerade wieder seine handbemalte Seidentapete. Die Gräfin Lichtenau, Gefährtin von König Friedrich Wilhelm II., kaufte die originale Bespannung in Italien. In Palermo fanden die Restauratoren in einem chinesischen Pavillon noch eine solche Tapete, die als Vorlage für die Neuanfertigung von 94 laufenden Metern diente.

Friedrich Wilhelm II. wollte in den Kammern die Winter verbringen und ließ Kamine einbauen. Doch bevor die sechs Räume 1797 bezugsfertig waren, starb er. Seine Schwiegertochter Luise übernahm die Kammern und wohnte dort bis 1806, allerdings sommers. Dann flüchtete sie mit König Friedrich Wilhelm III. vor den herannahenden französischen Truppen. Napoleon soll hier genächtigt haben, bevor er in Berlin einrückte. Zum 200. Todesjahr Luises wird die Stiftung in diesem Jahr Ausstellungen in den Schlössern Paretz und Charlottenburg sowie auf der Pfaueninsel zeigen. Königin Luise galt als Schönheitsidol und perfekte Mutter. Sie beeinflusste die Mode ihrer Zeit. Um ihre Person rankten sich Legenden und sie wurde zu einem Mythos, der politisch instrumentalisiert wurde, nicht zuletzt in den napoleonischen Befreiungskriegen. Für die Charlottenburger Schlafkammer Luises entwarf Karl Friedrich Schinkel ein Bett und zwei Blumentische. Es handelte sich um die erste Arbeit des Architekten für das Königshaus.

Im Krisenjahr 2009 kamen 5,8 Prozent weniger Besucher in die Schlösser. Die 1 966 830 Gäste zahlten aber insgesamt mehr Eintritt und darum spricht Dorgerloh von einem erfolgreichen Jahr. Knapp 60 Millionen Euro gab die Schlösser-Stiftung aus. Sie lebt vor allem von Zuwendungen des Bundes und der Länder Berlin und Brandenburg sowie von Spenden. Gekauft wurde die private Bibliothek von Dr. Gerhard Knoll. Zu den 8000 Bänden gehört eine einzigartige Sammlung von Schriften Friedrichs des Großen. Die Kunstgeschichte ist das Metier der Schlösser-Stiftung. Doch durch die Bibliothek Knoll sei man nun auch für Historiker interessant, sagte der Generaldirektor.

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