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Geldsuche auf den Straßen des Friedens

1990 war das Jahr, in dem die Friedensfahrt das Sparen und Vermarkten erlernen musste

Es war nur eine lapidare Meldung im ND vom 24.1.1990: Die Planung der 43. Friedensfahrt sei in Berlin diskutiert worden, verkündete die Zeitung, die sich einen Monat zuvor vom Zentralorgan der SED zur Sozialistischen Tageszeitung gewandelt hatte. Fortan seien die drei Radsportverbände Polens, der CSSR und der DDR allein für die Organisation der 43. Auflage des weltgrößten Amateur-Etappenrennens verantwortlich. Die bisher beteiligten »Bruderzeitungen« Rude Pravo aus Prag und Trybuna Ludu aus Warschau hätten hingegen auf ihre Mitarbeit verzichtet, somit sei auch für ND »ein Verbleiben im Organisatorenkreis gegenstandslos« geworden.

Alles neu macht der Mai. Wie neu, bemerkte Wolfgang Schoppe aus Leipzig am Nachmittag des 8. Mai 1990 auf einer Ehrentribüne an der Berliner Karl-Marx-Allee – nach einem Fauxpas, der ihm noch heute ein bisschen peinlich ist. Die 43. Friedensfahrt sollte gestartet werden, das große Völker verbindende Radrennen durch drei Länder. Und weil die Zeit so wild und für einen kurzen Moment so ziemlich alles möglich war, stand Schoppe, der Leipziger BSG-Verantwortliche, nun plötzlich als Präsident des Deutschen Radsport-Verbandes der DDR auf der Ehrentribüne und begrüßte seinen wichtigsten Gast.

Schoppe gab BRD-Innenminister Wolfgang Schäuble (CDU) die Hand und auch der jungen Frau, mit der Schäuble gekommen war: »Guten Tag, Frau Schäuble!« Doch die schüttelte den Kopf: Nein, sie heiße Schubert, Cordula Schubert, DDR-Ministerin für Jugend und Sport! Praktisch seine Vorgesetzte.

Schoppe, heute Vizepräsident Breitensport beim Bund Deutscher ...


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