Schwitzkasten auf Rädern

Stefan Haase vermietet eine Sauna und bringt sie den Kunden aufs Grundstück

  • Anja Sokolow
  • Lesedauer: 3 Min.
Haase benutzt sein Saunamobil auch selbst.
Haase benutzt sein Saunamobil auch selbst.

Stefan Haase zurrt ein letztes Mal die Gurte fest und prüft, ob die Ladung auf seinem Hänger sitzt. In wenigen Handgriffen ist die Last am Auto befestigt und es kann losgehen. Der weiße Wagen fällt in der verschneiten Winterlandschaft im Ruppiner Land kaum auf, die Ladung umso mehr. Der Berliner bietet in Brandenburg seit dem vergangenen Jahr einen besonderen Service an: Er vermietet seine mobile Sauna und bringt sie den Kunden direkt aufs Grundstück.

Das 2,20 Meter lange Holzhäuschen in Fassform mit einem Durchmesser von 1,90 Meter passt genau auf den Autoanhänger. Trotz seiner kompakten Form bietet es ausreichenden Komfort: Auf den Bänken im Innern finden vier Saunagäste bequem Platz. Beheizt wird der verglaste Ofen mit Brennholz. Er ist zugleich Lichtquelle. Auch Aufgüsse, die durch die Wölbung des Holzes besonders intensiv wirken, sind möglich.

»Die Sauna ist für Menschen geeignet, die Spaß an etwas Besonderem haben«, sagt der 46-Jährige. »Sie können sich die Sauna auf das Grundstück kommen lassen und sie so oft und so lange benutzen, wie sie wollen.« Begrenzte Öffnungszeiten wie in öffentlichen Saunen, unromantische Elektroöfen, neugierige Blicke oder störende Gespräche fremder Saunabesucher sowie hygienische Mängel fallen in diesem privaten Ambiente weg, betont Haase. Er kennt sich aus – nach jahrelanger Erfahrung in Berliner Saunen.

Seine Kundschaft findet Haase vor allem in der Gegend um Vielitz, einem Dorf im Naturpark Stechlin-Ruppiner Land. Berliner, die so wie er selbst ihr Wochenendhaus in der Region haben, will der Betriebswirt ebenso ansprechen wie Einheimische und Urlauber.

Für den Tourismus sei ein solches Angebot eine große Bereicherung und für die Gäste eine Neuheit, sagt Sigrid Busse, Leiterin der Touristen-Information im nahen Erholungsort Lindow. Es helfe, eine bei schlechter Wetterlage früh endende oder später startende Tourismussaison zu verlängern. Gerade in den Monaten Oktober und November sei eine Sauna für Ferienhausgäste, aber auch Camper ein tolles Angebot, das zum Konzept des Erholungsortes – »natürlich Wellness« – passe.

Das Angebot an Thermen und Erlebnisbädern ist in Brandenburg groß. Nach Angaben der Tourismus Marketing Brandenburg gibt es 26 davon. Doch die meisten befinden sich im Süden von Berlin – zum Leidwesen von Saunagängern wie Wulf-Rainer Waldau. Der im Nachbardorf Rüthnick lebende Rentner gehörte zu den Ersten, die daher die mobile Sauna von Stefan Haase mieteten. »Ein ganz tolles Erlebnis in privater Atmosphäre«, schwärmt der Betreiber eines Pferdehofs. Eine Woche lang stand das Saunafass auf seinem Hof. Waldau genoss das Vergnügen jeden Tag.

Die Idee der mobilen Sauna ist nicht neu. Auch in anderen Bundesländern, zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern, gebe es ähnliche Angebote, erzählt Haase. Auf die Idee kam er bei einem Waldspaziergang mit seiner Frau, bei dem die beiden einen Schäferwagen entdeckten und sich ausmalten, wie romantisch eine Sauna in einem solchen Gefährt sein könnte. Doch die Recherchen ergaben, dass dieses Unterfangen zu teuer werden würde. Sie zeigten Haase auch, dass verschiedene Saunabauer mobile Modelle anbieten. Sein Saunafass ließ er in der Nähe von Bremen bauen.

Haase, der in der Anzeigenabteilung eines Berliner Stadtmagazins arbeitet, kann sich vorstellen, von der Saunavermietung zu leben und sich weitere Saunafässer zuzulegen. Doch dazu muss das Geschäft erst einmal richtig ins Rollen kommen.

www.sauna-mobil.de

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