nd-aktuell.de / 08.02.2010 / Brandenburg / Seite 13

Ausgestochen lecker

Plätzchen in Form von Berliner Wahrzeichen – Philipp Berief hat sie erfunden

Steffi Bey
Der Schöpfer und sein Produkt  Foto: Steffi Bey
Der Schöpfer und sein Produkt Foto: Steffi Bey

Den Teig macht er selbstverständlich selbst: Aus Mehl, Zucker, Ei, Butter und Vanille. »Ganz wichtig ist es, auf Backpulver zu verzichten«, sagt Philipp Berief. Denn wer möchte schon aufgequollene oder zusammengeklebte Säulen vom Brandenburger Tor essen? »Geschmacklich wäre das wahrscheinlich egal«, schränkt der 44-jährige Produktdesigner ein. Doch die Plätzchen würden weder ästhetisch noch architektonisch einwandfrei aussehen. Aber das ist Philipp Berief ganz wichtig. Schließlich sollen seine süßen Leckereien perfekt und »ausgestochen lecker« daherkommen.

Für eine ganz private Backparty nur mit seinen engsten Bekannten, also an einem handwerklich bedeutenden Nachmittag, kam Berief auch 2003 die Idee, Ausstecher in Form Berliner Wahrzeichen zu entwerfen. Die Konturen von Brandenburger Tor, Fernsehturm und Gedächtniskirche waren damals schnell gezeichnet. Doch der erste Versuch, seine Pläne in Metall umzusetzen, scheiterte. Er fand keine Firma, die einen Metallstreifen so detailgetreu biegen konnte, wie es Berief für sein Vorhaben brauchte.

Irgendwie ließ den ausgebildeten Diplom-Psychologen seine Wahrzeichen-Idee nie richtig los. Und deshalb startete er 2007 den zweiten Versuch. Dieses Mal probierte er es mit Kunststoff. Sein Enthusiasmus war nun nicht mehr zu bremsen, denn immer neue Gestaltungsmöglichkeiten boten sich an: Plötzlich konnte jedes Bauwerk seine eigene Farbe bekommen und ein modernes Berlin-Souvenir war entstanden. Zudem gelang es, alle Konturen exakt abzubilden, und die Ausstechformen blieben stehen.

Gemeinsam mit einem Berliner Werkzeugbauer und Spritzgießer sowie einer Kreuzberger Behindertenwerkstatt, bringt der Designer nun sein Sortiment auf den Markt. Buchläden, Museumsshops, Küchenfachgeschäfte und Läden für Designartikel bieten seine besonderen Formen an. Neben Berliner Wahrzeichen sind das beispielsweise der Pariser Eiffelturm, der Londoner Big Ben, die Dresdner Frauenkirche oder die Oper von Sydney. Prototypen vom Roten Rathaus und vom Reichstag lagert er schon in einer Kiste. In den nächsten Jahren möchte Philipp Berief eine »Welt-Serie« herausbringen.

Seine Kunden sind nicht nur Plätzchenbäcker, sondern oft auch Architekturbegeisterte, die sich die farbigen Ausstecher einfach hinstellen. Ihn selbst fasziniert an den Backformen, dass sie verschiedene Aspekte und Funktionen miteinander verbinden. »Sie sind nicht nur schön, sondern auch nützlich, man kann etwas aus ihnen machen«, erklärt der Designer.

Seinen Kunden liefert er auch ein paar Back- und Verzehrtipps: »Beim Fernsehturm an der Antennenspitze beginnen, beim Brandenburger Tor Säule für Säule abknabbern.«