nd-aktuell.de / 09.02.2010 / Politik / Seite 1

Iran will ab heute selbst Uran anreichern

Teheran: Radioaktive Stoffe für medizinische Zwecke nötig / Bundesregierung kritisiert Ankündigung

Präsident Ahmadinedschad auf einer Schau für Lasertechnik Foto: dpa
Präsident Ahmadinedschad auf einer Schau für Lasertechnik Foto: dpa

Ungeachtet der Kritik vom Ausland will Iran ab diesem Dienstag selbst sein Uran auf 20 Prozent anreichern.

Teheran/Berlin (Agenturen/ND). Teheran habe die Internationale Atomenergiebehörde (IAEA) am Montag über diesen Schritt informiert, sagte Irans Vertreter bei der IAEA, Ali Asghar Soltanieh. Gleichzeitig zeigte sich Teheran bereit, die Anreicherung zu stoppen, wenn der Westen auf die iranischen Bedingungen eingehe. Der IAEA sei ein entsprechender »offizieller Brief« übergeben worden, sagte Soltanieh dem staatlichen Fernsehsender El Alam. Der Nachrichtenagentur IRNA erklärte er, Iran habe darin die IAEA-Inspektoren in das Werk in Natans eingeladen, wo das Uran angereichert werden soll. So könnten »alle nuklearen Anlagen« Irans unter Kontrolle der Behörde gestellt werden.

Iran benötigt das angereicherte Uran nach eigenen Angaben für seinen Forschungsreaktor in Teheran. Der Westen verdächtigt Iran jedoch, unter dem Vorwand eines zivilen Atomprogramms Nuklearwaffen zu entwickeln.

Die IAEA schlug Iran daher den Kompromiss vor, sein niedrig angereichertes Uran zur weiteren Anreicherung ins Ausland zu schicken. Teheran fordert aber, den Austausch parallel und in Etappen zu vollziehen.

Soltanieh sagte IRNA, es seien mittlerweile »mehr als acht Monate« vergangen, seit Iran bei der IAEA einen Bedarf an Brennstoff angemeldet habe. »Wir konnten einfach nicht länger warten, um für unsere Kranken zu sorgen«, sagte er.

Der Reaktor in Teheran soll radioaktive Stoffe für medizinische Zwecke produzieren. Am Sonntag hatte Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad angeordnet, das für den Reaktor benötigte Uran selbst anzureichern. Für die Herstellung von waffenfähigem Uran ist eine Anreicherung von über 80 Prozent nötig.

Iran will dennoch an der Uran-Anreicherung im Ausland unter bestimmten Voraussetzungen festhalten. Sollte der Westen die Bedingungen Teherans, also den parallelen Austausch in Etappen, akzeptieren, werde Iran seine Anreicherung auf 20 Prozent stoppen, sagte der Chef der iranischen Atomenergiebehörde, Ali Akbar Salehi, laut der Nachrichtenagentur MEHR. Das Angebot sei »noch aktuell«. Soltanieh sagte IRNA, die »Tür zu den westlichen Nationen« bleibe »geöffnet«. Er rief den Westen auf, »von der Konfrontation zur Kooperation« überzugehen.

Das Werk in Natans liegt rund 200 Kilometer südlich von Teheran und ist die größte Anlage des Landes zur Urananreicherung. Derzeit sind dort etwa 8000 Zentrifugen installiert, 4600 davon sind in Betrieb. Das Gelände ist für 50 000 Zentrifugen ausgerichtet.

Die Bundesregierung verurteilte die Mitteilung. Die »Ankündigungen der iranischen Führung« zeugten davon, dass Iran »nicht kooperationsbereit ist«, sagte Regierungssprecher Ulrich Wilhelm. In den nächsten Tagen würden die Schritte der iranischen Regierung »sehr sorgfältig« beobachtet. Auch das russische Außenministerium bezeichnete laut der Nachrichtenagentur Interfax die Anreicherung im Ausland als einzigen »Ausweg aus der aktuellen Situation«.