nd-aktuell.de / 11.02.2010 / Politik / Seite 8

Erleichterung

Goodluck Jonathan / Nigerias Vizepräsident übernahm das Amt des Staatschefs

Marc Engelhardt, Nairobi

»Es ist eine große Erleichterung, dass Goodluck Jonathan jetzt amtierender Präsident ist«, sagte gestern Abel Oshevire, Abgeordneter im Delta-Bundesstaat, und spricht damit vielen Nigerianern aus der Seele. Die Antrittsrede war typisch für den Mann mit Hut, der sich seit Beginn der Regierungskrise Ende November stets im Hintergrund hielt. Am Dienstag übernahm dann der bisherige Vizepräsident das Amt des Staatschefs. In Demut, wie er bekannte. »Mehr als je zuvor bitte ich alle gottesfürchtigen Nigerianer, für die vollständige Erholung und baldige Rückkehr unseres geehrten Präsidenten zu beten«, sagte Jonathan in seiner ersten Fernsehansprache. Niemand soll behaupten, der 52-jährige Sohn eines Bootsbauers habe die Krankheit von Umaru Yar'Adua genutzt, um sich an die Macht zu putschen. Im bevölkerungsreichsten Staat Afrikas prägen Machtpoker und Korruption die Politik.

Als erster Staatschef entstammt Jonathan einer der ethnischen Minderheiten des Vielvölkerstaates. Er ist ein Ijaw aus dem ölreichen Niger-Delta im Süden. Dabei scheint es, als sei sein Aufstieg in der Politik eher mit ihm geschehen, als dass er ihn selbst befördert hätte. Der promovierte Zoologe rückte 2005 als Gouverneur des Bundesstaates Bayelsa nur deshalb nach, weil der Amtsinhaber wegen Geldwäsche in London verhaftet worden war. Schon zwei Jahre später berief ihn der damalige Präsident Olusegun Obasanjo, ebenfalls ein Christ aus dem Landessüden, zum Kandidaten für das Amt des Vizepräsidenten. In seiner Demokratischen Volkspartei verfügt er zwar über keine Hausmacht. Doch konnten sich die Flügel nicht einigen, und so landete er an der Seite Yar'Aduas, Spross einer einflussreichen muslimischen Politikerfamilie aus dem Norden.

Kritiker halten Jonathan Unerfahrenheit vor. Doch hinter der bedächtigen Fassade steckt zweifellos ein geschickter Strippenzieher. Nach Monaten des Stillstands hat er nun ein umfangreiches Arbeitsprogramm vor sich: Die Lösung der Krise im ölreichen Niger-Delta, die Aufklärung der Unruhen in Zentralnigeria und schließlich der Kampf gegen die endemische Korruption gehörten zu seinen wichtigsten Aufgaben, betonte Jonathan jetzt in seiner Erklärung.