Herumdoktern

Dieter Jasper - der Bundestagsabgeordnete der CDU hat Ärger mit einem ominösen Doktortitel

  • Gabriele Oertel
  • Lesedauer: 2 Min.

»Mit Herzblut« verspricht Dieter Jasper als CDU-Bundestagsabgeordneter für den Kreis Steinfurt (Nordrhein-Westfalen) in Berlin unterwegs zu sein. Nur, wie er Herz und Blut für die Münsterländer Wähler zum Einsatz bringt, ist nicht zu ermitteln. Die Homepage des studierten Betriebswirts wird derzeit überarbeitet. Zu sehen ist dort nur der 48-Jährige mit breitem Lächeln und eine Mitteilung, ab Februar wieder online zu sein.

Dass so kurz nach Jaspers Wahl in den Bundestag derlei Überarbeitung nötig wurde, aber sich ganz augenscheinlich nicht im geplanten Zeitrahmen realisieren lässt, hat sich der CDU-Mann selbst zu verdanken. Er, der als »falscher Doktor« durch die Presse gereicht wird und mit ein bisschen Selbstkritik davonzukommen dachte, sieht sich inzwischen mit Rücktritts- und Neuwahlenforderungen von SPD, Grünen und LINKEN konfrontiert. Schließlich hat Jasper sein Direktmandat nur mit zwei Prozent vor dem SPD-Mitbewerber eingeheimst – und nicht ganz ausgeschlossen ist, dass der unzulässige Doktortitel auf dem Stimmzettel den Ausschlag gab. Ganz abgesehen davon, dass falsche Angaben zur Person und Titelmissbrauch nicht nur eine Geld-, sondern womöglich gar eine Gefängnisstrafe nach sich ziehen können.

Selbst Jaspers Unbedarftheit unterstellt, mit der er sich als Betrogener geriert, der um den schlechten Ruf der »Freien Universität Teufen« nichts wusste – das Timing ist bemerkenswert. Denn 2009, als ihm Berichte über die Schweizer »Titelschleuder« zu Ohren kamen und ihm seine 2004 dort erworbenen, aber hierzulande nicht anerkannten Weihen wieder einfielen, hat Jasper offenbar völlig unbeeindruckt Wahlkampf für sich und die CDU gemacht. Erst Anfang 2010 gab er den vermutlich nicht ganz billigen Doktortitel zurück.

Noch kann sich der Vater zweier Kinder des Rückhalts bei seiner christdemokratischen Basis sicher sein. Der Steinfurter CDU-Kreisvorstand ließ wissen, nach wie vor von Jaspers persönlicher Integrität überzeugt zu sein. Das allerdings ist inzwischen zwei Wochen her – und die Jaspersche Internetseite noch immer nicht überarbeitet. Womöglich hat das lange Herumdoktern mit der in wenigen Wochen anstehenden NRW-Landtagswahl und dem »Herzblut« der CDU zu tun ...

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