nd-aktuell.de / 20.02.2010 / / Seite 22

Frauen-Geschichte(n)

Irena Sendler

Martin Stolzenau
Irena Sendler
Irena Sendler

In Polen und in Israel wird Irena Sendler als Heldin verehrt, weil sie während des Zweiten Weltkrieges 2500 jüdische Kinder rettete. Viele Überlebende des Holocaust nennen sie auch dankbar »Oskar Schindlers Schwester«.

Irena Sendler wurde am 15. Februar 1910 in Otwock im damals russischen Teil Polens geboren. Sie absolvierte eine Ausbildung als Krankenschwester, erlebte die Nazibesetzung Polens hautnah und empörte sich vor allem über die Verfolgung der Juden. Als Mitarbeiterin einer Epidemienkontrolle verschaffte sie sich Zugang zum Warschauer Ghetto und nahm Kontakt zu einer Widerstandsgruppe sowie zum international wirkenden Rat für die Unterstützung der Juden auf. Sie schmuggelte zunächst Nahrung, Medikamente und Kleidung ins Ghetto. Als die Deportationen begannen, schmuggelte sie Kinder aus dem Ghetto. Sie verbarg Kleinkinder unter ihrem Mantel oder im Koffer. Größere Kinder versteckte sie in Einsatzfahrzeugen der Feuerwehr sowie der Müllentsorgung. Die Kinder wurden in polnischen Familien, Waisenhäusern und Klöstern untergebracht. Ein großer Teil erhielt falsche Papiere. In der Hoffnung auf das Überleben der Eltern und spätere Familienzusammenführung erstellte Irena Sendler verschlüsselten Namenslisten mit Aufenthaltszuordnung, die sie in Einmachgläsern sowie Tonkrügen in Warschauer Gärten vergrub.

Im Oktober 1943 wurde Irena Sendler von der Gestapo verhaftet, grausam gefoltert und zum Tode verurteilt. Ihre Mitstreiter bemühten sich, die Retterin zu retten. Es gelang, einen deutschen Offizier zu bestechen. Irena Sendler wurde in einem Versteck gepflegt und überlebte unter falschem Namen. In den USA wurde ein Fernsehfilm über sie gedreht, Anna Mieszkowska verfasste das Buch »Die Mutter der Holocaust-Kinder«. Irena Sendler verstarb mit 98 Jahren in Warschau.