Russinnen wiederholten Staffeltriumph von Turin

Bronze an deutsche Frauen – ohne Magdalena Neuner und schnelle Ski

  • Oliver Händler, Whistler
  • Lesedauer: 3 Min.

Im Ziel war es Bronze, doch die Frage, ob die deutsche Biathlonstaffel mit Magdalena Neuner nicht doch Gold gewonnen hätte, hing wie ein Schleier über dieser Entscheidung. Die Antwort wird freilich nie gefunden werden. Ersatzfrau Martina Beck (Mittenwald) konnte sie jedenfalls erwartungsgemäß nicht ersetzen und verlor im entscheidenden Augenblick den Anschluss an die Russin Olga Medwedzewa und damit die Chance auf den Olympiasieg.

Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) hatte in ihrem wohl letzten olympischen Wettkampf als Startläuferin mit einem sehr langsamen Schießen begonnen, den Rückstand jedoch in Grenzen halten können. »Wir wollten heute voll angreifen auf Gold. Nach meinem Fehlschuss legte ich alles in den Lauf danach. Das hat ganz gut geklappt«, sagte Wilhelm. »Die Französin Brunet war stark, aber ich wollte sie nicht entkommen lassen.«

Auf Position zwei gelang der Bronzemedaillengewinnerin vom Massenstartrennen, Simone Hauswald (Gosheim), nach tollem Schießen die einzige kurze Führung für das deutsche Team, doch die musste sie noch auf der Schlussrunde an die Französin Sylvie Becaert abgeben, die wie alle ihre Landsleute in den Tagen von Whistler auf das beste Material im gesamten Feld zurückgreifen konnte.

Über den ganzen Wettkampf hinweg zeigte sich, dass die deutschen Frauen entweder nicht mehr in Topform waren oder einen Fehlgriff in die Wachskiste getan hatten. Wilhelm, Hauswald, Beck und Andrea Henkel (Großbreitenbach) hatten auf der Strecke große Probleme, mit den Russinnen und den Französinnen mitzuhalten. »Meine Ski glitten unheimlich gute. Da haben die Techniker ganz stark gearbeitet«, berichtete Brunet.

Während sich die Russin Olga Medwedzewa dann gar keinen Fehler leistete und Beck zweimal mit einem Nachlader davonkam, musste die dritte Französin Marie Dorin, die im Auftaktwettbewerb Bronze gewonnen hatte, zweimal in die Strafrunde. Trotzdem lag sie beim letzten Wechsel nur 20 Sekunden hinter Beck, die ihrerseits Henkel 45 Sekunden Rückstand auf Russlands Schlussläuferin Olga Saizewa mit auf den Weg gab – ein Rückstand, den sie nicht mehr aufholen konnte.

Immerhin war noch Silber drin, doch zwei Fehlschüsse im Stehendanschlag ließen Frankreichs Schlussläuferin Sandrine Bailly nochmal herankommen. Und im Wald des Whistler Olympic Park ließ sie ihre Konkurrentin einfach stehen, als wäre die eine Juniorin. Trotzdem schaffte es Henkel zumindest, Bronze vor Norwegen und Schweden ins Ziel zu retten.

Magdalena Neuner hatte ihren Startverzicht nach zwei Gold- und einer Silbermedaille damit erklärt, »um anderen in der Mannschaft die Medaille zu gönnen«. Sicher war auch etwas Angst dabei, mit einer Strafrunde vielleicht sogar die Medaille aufs Spiel zu setzen. In ihrer derzeitigen Form hätte sie der Staffel aber sicherlich im Kampf um Gold helfen können.

So waren es die Russinnen, die im letzten Frauen-Biathlonwettbewerb endlich doch noch Gold holten. Am größten war die Freude bei Startläuferin Swetlana Slepzowa, die beim Massenstart lange aussichtsreich im Rennen gelegen hatte, dann aber einbrach. Alles vergessen – nun ist sie Olympiasiegerin.

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