nd-aktuell.de / 11.03.2010 / Brandenburg / Seite 12

Grüne Hände

Hansdieter Grünfeld

Wer heute Abend das Solo-Konzert von Mohammad Reza Mortazavi besucht, begegnet einem flügge gewordenen musikalischen Wunderkind, das sich zu einem international hoch geschätzten Künstler gemausert hat. Mortazavi, der 1978 in Isfahan/Iran geboren wurde, nun in Berlin lebt und schon 2005 und 2007 beim Total Music Meeting aufgetreten ist, erteilte bereits als 12-Jähriger Trommelunterricht und gilt seit seinem 20. Lebensjahr als bester Tombak-Spieler der Welt.

Mit sechs Jahren begann er sich für Schlaginstrumente zu interessieren. Seit seinem zehnten Geburtstag gewann er regelmäßig alle iranischen Trommelwettbewerbe. Die Handtrommeln Tonbak/Tombak und Dap, eine Kelch- bzw. Rahmentrommel, waren bereits in der vorislamischen Zeit – also der mittelpersischen Periode – im heutigen Iran, Afghanistan und Pakistan bekannt. Durch die Islamisierung des Nahen und Mittleren Ostens ab dem 7. Jahrhundert fanden sie weitere Verbreitung. Denn genau wie Flöten, wurden die Trommeln von islamischen Mystikern (Sufis) bevorzugt eingesetzt. Da das Arabische den Lippenlaut »p« nicht kennt, wurde das Wort Dap in dieser Zeit zu Daf.

Es ist das Verdienst Mortazavis, durch die Entwicklung neuer Techniken das Melodiespiel auf den gestimmten Fellen von Tombak und Daf weiter entwickelt zu haben – wie er auch das rhythmische Element durch Einbezug westlicher und fernöstlicher Takte unverwechselbar bereicherte.

»Green Hands« nennt der Künstler seine neueste Produktion, die er auch als musikalisch-gesellschaftliche Auseinandersetzung mit den politischen Ereignissen in Iran im Jahr 2009 begreifen möchte.

Mohammad Reza Mortazavi, 11.3., 20 Uhr, Philharmonie