Gefährliches Starkbier

Westerwelle, das Nockherberg-Abkommen und Volkes Reizbarkeit

  • Rudolf Stumberger, München
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.

Bayern ist wohl das einzige Bundesland, in dem Kabarettisten zurücktreten. Die Vorgänge um die Kritik an der »Fastenpredigt« von Michael Lerchenberg, der in der vergangenen Woche beim Starkbieranstich auf dem Münchner Nockherberg den Bruder Barnabas verkörperte, ist quasi schon Satire in zweiter Potenz, die Satire auf die Satire. Bei der Aufregung um jene Passage, in der in Anspielung auf die Äußerungen von Außenminister und FDP-Chef Guido Westerwelle Hartz-IV-Empfänger in mit Stacheldraht umzäunten Lagern gesehen werden, schäumt neben dem Bier vieles auf, zum Beispiel Scheinheiligkeit.

Zur Fastenzeit werden in München sehr alkoholhaltige dunkle Biere ausgeschenkt. Den Auftakt zur Starkbierzeit macht die Starkbierprobe der Brauerei auf dem Nockherberg, die seit Ende des 19. Jahrhunderts mit dem sogenannten Derblecken verbunden ist, dem sich Lustig-Machen über die Politik und die Politiker. Von Letzteren finden sich beim Starkbieranstich jede Menge ein, als geladene Gäste der Brauerei, auch wenn sich in ihren Steinkrügen oft Mineralwasser findet – man will ja nicht die Contenance verlieren.

So sitzen sie also da im Saal, all die Landes- und Bundespolitiker, und hören sich an, was die Figur des Bruder Barnabas an Spott, Ermahnung und Kritik von sich gibt. Nachher kommen die Reporter und fragen alle wichtige Politiker, wie sie sich gefallen haben. Das ist auch der Grund, warum diese Politiker dann noch nüchtern sein müssen, denn die wahre ba-yerische Größe, wie sie der ehemalige CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauß ge...


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