nd-aktuell.de / 15.03.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 9

Das Geld steht im Mittelpunkt

Verbraucherschützer: Bankkunden sollen besser beraten werden

In der Krise haben hunderttausende Bankkunden Geld verloren. Defizite bei der Anlageberatung sind einer der Gründe dafür, kritisieren Verbraucherschützer. Zum heutigen Weltverbrauchertag stellen sie deshalb das Thema Geld in den Mittelpunkt.

Berlin (Agenturen/ND). Die Krise und die daraus resultierende Unsicherheit hat nach Ansicht von Verbraucherschützern zu einem steigenden Bedarf an Finanzberatungen geführt. »Es werden immer mehr, und sie werden immer detaillierter und umfangreicher«, sagte Sven Kretzschmar, Finanzexperte der Verbraucherschutzzentrale Sachsen-Anhalt anlässlich des Weltverbrauchertages. »Finanzdienstleistungen sorgen weiter für Unsicherheit.«

Eine aktuelle Umfrage ergab gar, dass die Bundesbürger in Lebensmitteldiscounter ein höheres Vertrauen als in Banken haben. Das Marktforschungsinstitut GfK hatte die Befragten im Auftrag der »Welt am Sonntag« acht Branchen auf einer Skala zwischen Null (»vertraue überhaupt nicht«) und Fünf (»vertraue voll und ganz«) benoten lassen. Die Discounter erzielten dabei trotz Lebensmittel- und Leiharbeitsskandalen eine 3,3. Banken und Versicherungen kamen je nur auf einen Wert von 2,1. Jeweils rund ein Sechstel der Befragten vertraut Firmen aus der Finanzbranche »überhaupt nicht«, während nur vier Prozent (Banken) bzw. zwei Prozent (Versicherungen) sagen, sie vertrauten den Unternehmen »voll und ganz«.

Der diesjährige Weltverbrauchertag steht unter dem Motto »Unser Geld, unsere Rechte«. Parallel zu den immer komplexeren Beratungen zu Themen wie Sparen, Baufinanzierung, Altersvorsorge und Versicherungen steigen laut Kretzschmar auch die Anforderungen an die Mitarbeiter der Verbraucherzentralen. »Teilweise befassen sie sich bis zu zwei Stunden mit den Anliegen eines Kunden«, erklärte er. Zwischen vier und 60 Euro je nach Thema und Aufwand müssen die Ratsuchenden dafür bezahlen.

Auch Bund, Land, Kreise und Städte halten den Service der Verbraucherschützer aufrecht. In Sachsen-Anhalt stehen derzeit vier Vollzeitkräfte für die Finanzberatung in acht Beratungsstellen zur Verfügung. »Das reicht beim besten Willen nicht«, so Kretzschmar. Mehr Geld für mehr Personal und Ausstattung sei dringend nötig.

Um ihre Angebote auszuweiten, wollen Verbraucherschützer deshalb Unternehmen, Verbände und Privatleute zur Kasse bitten. Dazu plane der Bundesverband der Verbraucherzentralen (vzbv) die Gründung einer Stiftung mit dem Namen Deutsche Stiftung Verbraucherschutz, berichtet der »Tagesspiegel« (Montag). Danach soll die neue Stiftung in rund einem Monat arbeitsfähig sein. Als Chef der Stiftung sei vzbv-Vorstand Gerd Billen vorgesehen. Er möchte Verbände, Banken, Versicherungen, Handelsunternehmen und Krankenkassen als Geldgeber gewinnen.