Bangkoker Ultimatum

  • Daniel Kestenholz, Bangkok
  • Lesedauer: 1 Min.

E s wurde nicht der Millionenmarsch, den Thailands Opposition der »Rothemden« ankündigt hatte. Doch sie verwandelten am Wochenende Bangkoks historisches Zentrum in ein rotes Meer, dem bald weitere Stadtteile folgen sollen, wenn die Regierung nicht einlenkt. Gestern Mittag lief ein Ultimatum ab, das um 24 Stunden verlängert wurde: Die Anhänger des 2006 gestürzten Premiers Thaksin Shinawatra fordern die Auflösung des Parlaments für Neuwahlen, um den Weg für seine Rückkehr aus dem Exil zu ebnen. Wenn der amtierende Regierungschef Abhisit Vejjajiva nicht nachgebe, werde sein Kabinett in spätestens einer Woche gestürzt sein. Dabei plant man keine zweite Flughafenbelagerung wie Ende 2008 durch die royalistischen »Gelbhemden«. Und es geht nicht nur um Thaksin, sondern auch um das Ende der doppelten Standards im Land. So wagen Richter noch immer nicht, die königstreuen Besetzer des Flughafens anzuklagen, während »rote« Regierungsgegner postwendend hinter Gitter verschwinden, ganz abgesehen von Kritikern der Krone. So sehr die »Gelben« auf König und Krone schwören, immer hörbarer wird unter den »Rothemden« der offene Republikanismus. Der Protestmarsch der nördlichen Landbewohner ist auch ein verzweifelter Appell: Nehmt uns endlich ernst. Solange die institutionalisierte Benachteiligung der ärmlichen Provinzbevölkerung nicht angegangen wird, ist auch eine Beilegung des langjährigen politischen Konflikts in Thailand illusorisch.

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