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Venus baut Stellung aus, Lyriden schwärmen wieder

Löwe bringt den Frühling, und die Wintersternbilder räumen den Himmel

  • Hans-Ulrich Keller
  • Lesedauer: 4 Min.

Schon in der Abenddämmerung leuchtet tief im Nordwesten ein heller Lichtpunkt auf die Venus, unser innerer Nachbarplanet. Venus baut ihre Stellung als Abendstern langsam aus. Zu Monatsanfang geht sie kurz nach 21.30 Uhr unter, Ende April erst eineinhalb Stunden später. Allerdings setzt auch die Abenddämmerung immer später ein. Die schmale Sichel des zunehmenden Mondes ist am 16. April oberhalb von Venus am Westhimmel zu sehen.

Der sonnennahe Merkur bietet im April die einzige Abendsichtbarkeit in diesem Jahr. Wer noch nie diesen flinken Planeten am Himmel gesehen hat, für den bietet sich jetzt eine gute Gelegenheit, ihn am Abendhimmel zu erspähen. Die günstigste Zeit, um Merkur zu beobachten, sind die ersten neun Tage im April. Etwa eine halbe Stunde nach Sonnenuntergang wird Merkur für etwa eine halbe Stunde sichtbar, bis er in den dichten Dunstschichten am Horizont verschwindet. Am 4. April stehen Venus und Merkur nahe beieinander tief am Westhimmel, wobei Venus wesentlich heller leuchtet als der blasse Merkur.

Zwei beherrschen die Nacht

Zwei helle Planeten sind die ganze Nacht über zu sehen, Mars und Saturn. Der rötlich-gelbe Mars wandert durch das Sternbild Krebs und passiert Mitte April den Sternhaufen Krippe (Praesepe) knapp nördlich. Besonders eindrucksvoll ist es, diesen Vorübergang Nacht für Nacht im Fernglas zu verfolgen. Zwar nimmt Mars um eine halbe Größenklasse an Helligkeit ab, er bleibt aber auch am Monatsende noch ein auffällig helles Gestirn. Vom Morgenhimmel zieht sich der rote Planet allmählich zurück. Saturn ist fast die gesamte Nacht hindurch beobachtbar. Mit Einbruch der Dunkelheit steht der Ringplanet schon halbhoch im Südosten. Saturn wandert zurzeit durch das Sternbild Jungfrau. Der Riesenplanet Jupiter taucht um die Monatsmitte wieder am Morgenhimmel auf. Er steht derzeit im Sternbild Wassermann. Am 10. April geht Jupiter kurz vor 6 Uhr auf, Ende April schon rund eine Stunde früher.

In der dritten Aprilwoche wird der Sternschnuppenstrom der Lyriden erwartet. Sie heißen so, da ihr Ausstrahlungspunkt etwa sieben Grad südwestlich von Wega im Sternbild Leier (Lyra) liegt. Die Lyriden liefern mittelschnelle Meteoroide mit Geschwindigkeiten um 180 000 Kilometer pro Stunde. Der Mutterkörper ist der Komet C/1861 G1 (Thatcher), der 415 Jahre für einen Sonnenumlauf benötigt.

Die erste aufgezeichnete Beobachtung der Lyriden stammt aus dem Jahr 687 v. Chr. Chinesische Beobachter berichteten, dass Sterne wie Regen vom Himmel fielen. Die günstigste Zeit, um die Lyriden zu beobachten, sind die Stunden von 22 bis 4 Uhr. Zum Maximum in der Nacht vom 22. auf 23. April sind bis zu 20 Lyriden pro Stunde zu erwarten.

Orion macht Sommerpause

Die Wintersternbilder haben das Feld geräumt. Der helle Sirius ist von der Himmelsbühne abgetreten, der Himmelsjäger Orion befindet sich im Südwesten im Untergang. Tief im Südwesten erinnert noch der gelblich blinkende Stern Prokyon an vergangene Wintertage. Noch am Westhimmel sind die beiden Zwillingssterne Kastor und Pollux zu sehen. Im Nordwesten blinkt die helle, gelbliche Kapella im Sternbild Fuhrmann. Fast senkrecht über unseren Köpfen ist der Große Wagen zu finden. Seine gebogene Deichsel deutet wie ein riesiger Zeigefinger auf den hellen, orange leuchtenden Stern Arktur, von dem uns 37 Lichtjahre trennen.

Im Süden geht gerade der mächtige Löwe mit seinem bläulichen Hauptstern Regulus durch die Mittagslinie. Der Löwe ist das typische Frühlingssternbild. Seine markante Figur ist leicht einzuprägen: Ein großes Sternentrapez bildet den Rumpf dieses königlichen Tiers, ein kleines, an der Nordwestecke aufgesetztes den Kopf. Weit im Nordwesten funkelt bläulich-weiß die helle Wega im Sternbild Leier. Wega und Arktur sind die hellsten Sterne nördlich des Himmelsäquators. Von Wega ist das Licht 25 Jahre zur Erde unterwegs. Damit zählen Wega und Arktur zu den Nachbarsternen unserer Sonne.

Hamburg am längsten hell

Am 14. April um 14.29 Uhr ist Neumond. In der Nacht vom 23. auf 24. April wandert der schon ziemlich rundliche, zunehmende Mond südlich von Regulus vorbei, dem Hauptstern des Löwen. Vollmond ist am 28. April um 14.18 Uhr. Mit 405 000 Kilometern hält sich unser Trabant am 9. April in Erdferne auf, während er in der Nacht vom 24. auf 25. April bis auf 367 140 Kilometer an die Erde herankommt.

Die Sonne wandert entlang des aufsteigenden Astes ihrer Jahresbahn. Am 19. April verlässt sie das Sternbild Fische und wechselt in das Sternbild Widder. Einen Tag später tritt sie in den frühen Morgenstunden in das Tierkreiszeichen Stier. Die Tageslänge nimmt im April in Hamburg um zwei Stunden und um eineinhalb Stunden in Konstanz zu, die Mittagshöhe der Sonne wächst an allen Orten um zehn Grad an. dpa/ND

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