nd-aktuell.de / 12.04.2010 / Kultur / Seite 4

Lebenswerk

Karoline Müller engagiert sich für Gleichberechtigung in der Welt der Kunst.

Sarah Liebigt

Eine Medaillenvergabe assoziiert meistens, dass der oder die so Beehrte erfolgreich einen Kampf oder Wettkampf bestritten hat. Militärischer oder sportlicher Einsatz werden mit Orden und Medaillen belohnt. Nun wird eine Frau ausgezeichnet, die für die Unterstützung zeitgenössischer Künstlerinnen kämpft: Die Berliner Galeristin Karoline Müller wird in der kommenden Woche mit der Louise-Schroeder-Medaille geehrt.

Seit Jahrzehnten engagiert sich die 74-Jährige in einem Bereich, der eher selten in den Medien auftaucht, wenn es um Gleichberechtigung und den Kampf der Geschlechter geht. Müllers Arbeit zielt gegen die Ungleichbehandlung von Frauen im Kunstbetrieb und das Vergessen bedeutender früherer Künstlerinnen. Das Abgeordnetenhaus von Berlin ehrt Müller dafür, jene früheren Künstlerinnen mit ihrem Lebenswerk sichtbar und der Berliner Gesellschaft bewusst zu machen. Müllers Galerie zählt mit ihrer Gründung im Jahr 1962 zu den ältestens Berlins und hatte ihren Sitz fast 25 Jahre lang am Kurfürstendamm.

Nach Ansinnen des Kuratoriums ist die Medaille für Karoline Müller zum einen der Hinweis darauf, dass Diskriminierung und Ungleichheit in den unterschiedlichsten gesellschaftlichen Bereichen allgegenwärtig sind. Zum anderen gilt die Medaille stellvertretend für all jene, die sich auch in diesem Gebiet fernab des öffentlichen Interesses und Bewusstseins für Gleichberechtigung einsetzen.

Mit der Verleihung steht die in Gera geborene Galeristin in einer Reihe mit Schriftstellerinnen wie Carola Stern und Daniela Dahn sowie Politikerinnen und Wissenschaftlerinnen. Persönlichkeiten oder Institutionen, die die Arbeit von Louise Schroeder (1887-1957) fortsetzen, werden alljährlich durch den Präsidenten des Berliner Abgeordnetenhauses mit der Medaille geehrt. Schroeder war seit 1919 Parlamentarierin und von Mai 1947 bis Dezember 1948 Oberbürgermeisterin von Berlin. »Ihr Name ist untrennbar mit dem Einsatz für Demokratie, für die Teilhabe von Frauen an der Politik und für das Engagement gegen Ungerechtigkeit und Machtmissbrauch verbunden«, heißt es in der Begründung. Karoline Müller stehe mit ihrem unermüdlichen Engagement in dieser Tradition.