nd-aktuell.de / 13.04.2010 / Politik / Seite 20

Filmreife Odyssee im Weltall

Vor 40 Jahren scheiterte die Mondmission des US-Raumschiffes »Apollo 13«

Martin Koch

Es gibt Sätze, die zwar banal klingen, aber dennoch Eingang in die Geschichtsbücher gefunden haben. Einer davon lautet: »Houston, wir haben ein Problem.« Als die Besatzung des US-Raumschiffs »Apollo 13« diese Nachricht am 13. April 1970 an das texanische Kontrollzentrum übermittelte, waren die Astronauten James Lovell, John Swigert und Fred Haise bereits über 320 000 Kilometer von der Erde entfernt und in Richtung Mond unterwegs.

Doch nun, als das ersehnte Ziel zum Greifen nahe schien, begann statt eines Mondausflugs ein dramatischer Kampf um Leben und Tod. Denn bei einem Kurzschluss war einer der beiden Sauerstofftanks im Versorgungsteil von »Apollo 13« explodiert. Daraufhin fielen zwei Brennstoffzellen aus, die das Raumschiff mit Strom und Wasser versorgten. Ähnlich wie David Bowies »Major Tom« waren Lovell und seine Crew plötzlich in Gefahr, auf ewig in den Weiten des Alls zu entschwinden. Es gab nur eine Möglichkeit, ein solches Schicksal abzuwenden: die schnelle Rückkehr zur Erde. Ein direktes Wendemanöver allerdings kam dafür nicht in Frage, weil dieses zu viel Treibstoff verbraucht hätte. Und so musste »Apollo 13« weiter zum Mond fliegen, ihn umrunden und im lunaren Gravitationsfeld gewissermaßen Schwung holen für den Rückflug zur Erde.

Zuvor schaltete die Besatzung nahezu alle Systeme in der Kommandokapsel ab, um Energie zu sparen, und kletterte in die Mondlandefähre. Diese besaß wohl ein eigenes Versorgungssystem, war aber nur für zwei Personen ausgelegt. In Houston bezifferte man die Chance auf einen Erfolg der Rettungsaktion zu diesem Zeitpunkt auf etwa zehn Prozent. Denn von allen technischen Schwierigkeiten abgesehen hatten die Astronauten zu wenig Wasser und keine Heizung. Letzteres war besonders für Haise fatal, der unter einer schmerzhaften Blasenentzündung litt. Und schon trat ein neues Problem auf: Die Atemluft in der Fähre reicherte sich mit Kohlendioxid an. In Houston konstruierte man hektisch einen Filter zur Luftreinigung und gab den Bauplan per Funk an die Apollo-Crew weiter, der es tatsächlich gelang, das giftige Kohlendioxid abzusaugen. Am 17. April stiegen die Astronauten wieder um in die Kommandokapsel, denn in der Mondfähre, die über keinen Hitzeschild verfügte, wären die Männer beim Eintritt in die Erdatmosphäre verbrannt. Die Landung im Pazifik glückte schließlich reibungslos.

Millionen Menschen weltweit hatten den »erfolgreichsten Fehlschlag« des US-Raumfahrtprogramms voller Spannung und Sorge am Bildschirm mitverfolgt. Und da Beinahekatastrophen der Stoff sind, aus dem man in Hollywood großes Kino macht, wurde der Flug von »Apollo 13« im Jahr 1995 das erste und bisher einzige Mal verfilmt – mit Tom Hanks als Kommandant Lovell. Der echte Lovell war darüber etwas enttäuscht. Er hätte lieber Kevin Costner in dieser Rolle gesehen, weil der ihm, wie er meinte, äußerlich viel mehr ähnele.