nd-aktuell.de / 13.04.2010 / Sport / Seite 19

Schachdiplomaten in Hanoi

Gemischte deutsche Mannschaft spielt Länderkampf mit Vietnam aus

Dagobert Kohlmeyer

Vor 35 Jahren nahmen die BRD und Vietnam diplomatische Beziehungen auf, und das Jubiläum wird in Hanoi mit vielen Aktivitäten gefeiert. Unter anderem treffen sich die besten Schachspieler beider Nationen zu einem Länderkampf am Mittwoch und Donnerstag. Zum gemischten Aufgebot von Bundestrainer Uwe Bönsch gehören die Großmeister Daniel Fridman, Jan Gustafsson, Robert Hübner und Elisabeth Pähtz.

Der vietnamesische Schachsport hat in den vergangenen Jahren große Fortschritte gemacht. Beeindruckend war der 9. Rang der Herren bei der Olympiade 2008 in Dresden – immerhin vier Plätze vor der deutschen Mannschaft. Die Damen lagen fünf Plätze hinter dem deutschen Team. Nach den Worten von DSB-Sportdirektor Horst Metzing ist ein interessanter Vergleich zu erwarten.

Bundestrainer Bönsch verwies vor dem Abflug am Montag auf die gewachsene Stärke des Gegners. »Das wird ein sehr spannender Länderkampf und eine echte Herausforderung für uns. Vor allem die Nr. 1, der 19-jährige Großmeister Le Quang Liem, ist dort ein Superstar. Er wird auch mitspielen.«

Der vietnamesische Teenager hatte im Februar die renommierten Aeroflot Open in Moskau, das stärkste offene Schachturnier der Welt, gewonnen. Damit löste er das Ticket für das Chess-Meeting im Juli 2010 in Dortmund. Eine Ursache für den vietnamesischen Aufschwung ist für Bönsch die verstärkte Teilnahme an Turnieren in Europa, die nach der Öffnung des Landes möglich wurde. »Dabei konnten sie wertvolle internationale Erfahrungen sammeln«, betont der deutsche Bundestrainer.

Neben dem offiziellen Wettkampf an sechs Brettern wird in Hanoi auch eine Partie im Chinesischen Schach ausgetragen. Das deutsche Brett wird dabei von Robert Hübner besetzt. Der 61-jährige Großmeister spielt gegen einen früheren vietnamesischen Landesmeister in dieser Disziplin, die in Asien Generalschach genannt wird. Das Brett hat mehr Felder als beim gewohnten Schach, und die flachen Steine erinnern eher an ein strategisches Kriegsspiel. So heißen einige der Figuren auch Kanonen, und der König (General), darf sein enges Territorium nicht verlassen. Hübner beherrscht das Spiel vorzüglich. 1993 hatte er sogar an der Weltmeisterschaft in China teilgenommen.