Widerstand gegen Megaprojekte

  • Gerhard Dilger, Cochabamba
  • Lesedauer: 2 Min.

Im Flugzeug von Boliviens Regierungssitz La Paz nach Cochabamba sind wider Erwarten etliche Plätze leer – die Vulkanwolke über Europa hat dort vielen Reisewilligen, aber auch Aktivisten aus Afrika und Asien einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Nicht betroffen ist der südafrikanische Umweltanwalt Cormac Cullinan, der schon in Kopenhagen die Bolivianer beraten und auf deren Bitte in den letzten Monaten einen Entwurf für eine Charta der Naturrechte ausgearbeitet hat. »Cochabamba ist eine aufregende Veranstaltung«, freut sich Cullinan, sowohl in der Mischung zwischen Regierungen und sozialen Bewegungen als auch zwischen den Diskursen aus Lateinamerika und jenen der übrigen Welt«. »Wir müssen eine gemeinsame Sprache finden«, meint Edgardo Lander aus Venezuela. »Wichtig ist zudem die Stärkung der Netzwerke zur Umweltgerechtigkeit – und dass Strategien entwickelt werden, die tatsächlich die Klimaverhandlungen auf dem Weg nach Cancún beeinflussen können«.

In Cochabamba selbst waren bereits am Sonntag Tausende Gipfelteilnehmer eingetroffen. Viele von ihnen hatten bereits an der Aktionswoche zu »Zehn Jahre Wasserkrieg« teilgenommen, bei der an den Rauswurf des US-Wassermultis Bechtel im April 2000 erinnert wurde. Besonders heftig wurde über die Einrichtung der umstrittenen »Arbeitsgruppe 18« debattiert, die die bolivianischen Regierung aus der offiziellen Gipfelagenda verbannt hatte.

In diesem Kreis geht es vor allem um die Kritik an jenen Megaprojekten, die in Bolivien vorangetrieben werden – vom Bau von Fernstraßen durch Naturschutzgebiete über die Verseuchung von Flüssen durch Minenprojekte bis hin zu Erdölexplorationen im Amazonasgebiet. Die Redner beanstanden vor allem, dass solche Vorhaben über die Köpfe der betroffenen Gemeinschaften durchgezogen warden. Rafael Quispe vom Indígenarat CONAMAQ wendet sich gegen den Entwicklungswahn im Kapitalismus wie im »Sozialismus « und fordert, die Beschlüsse der Basis in Cochabamba sollten für die Regierung Evo Morales bindend sein.

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