Der Kritiker als Liebhaber

Alfred Kerr, der begeisterte Leser – in einem neuen Band der Werkausgabe

Nichts ist vergessen. Nicht der Tag, an dem er, hingerissen, in Berlin »Vor Sonnenuntergang« sah, die Geburt des Dramatikers Gerhart Hauptmann, und auch nicht das Entsetzen, als der Gefeierte, der Freund sich 1933 zu den Nazis bekannte. Der Schmerz ist geblieben.

Alfred Kerr, nach wie vor im Londoner Exil, blickt sich im Sommer 1948 noch einmal um, es wird, was er nicht wissen kann, das letzte Mal sein, dass er etwas für die Zeitung schreibt. Gebeten von Willy Haas, der inzwischen das Feuilleton der Hamburger »Welt« leitet, wird er von Hauptmann sprechen und erklären, warum aus Liebe Kälte wurde, aus Gemeinsamkeit Gegnerschaft, aus Bewunderung Verachtung. Er holt weit aus. Er ist wieder der Zwanzigjährige, der schon zwei Semester Altnordisch und Mittelhochdeutsch studiert hat und abends im Stadttheater sitzt, der dann nach Berlin geht und in der Kneipe des Germanisten Erich Schmidt den Kritiker, Schriftsteller und späteren Theaterdirek...


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