nd-aktuell.de / 03.05.2010 / Kultur / Seite 16

Tropfen

Es ist ein Ereignis zu vermelden. Obwohl es sich nur um einen winzigen Tropfen auf den heißen Stein handelt. Aber so, wie jedes Gänseblümchen mitarbeitet an der Balance der Welt, so verändert der besagte Tropfen das Gewicht dieser Welt. Er fällt – und eine Hoffnung steigt. Die ist klein wie der Tropfen, aber wahr wie er. Denn plötzlich ist uns etwas Schnödes aus dem Blick genommen, wir sind von nun an ein Quentchen geringer mit Blindheit geschlagen. Jener Tropfen auf den heißen Stein, so unmerklich an Wirkung, ist doch trotzdem hochgradiger Umweltschutz. Ist Kanalsäuberung. Fernsehkanalreinigung. Man hatte solcherlei gar nicht mehr erwartet, bei so viel rabiater Buntheit, so viel blitzblöder Kontinuität, so viel Dauerbeschuss durch Quote. Aber just Quote ist das befreiende Stichwort. So weit sind wir (herunter-)gekommen, dass wir Quote fürs Positive heranziehen. Der winzige Tropfen also Ereignis ist – auf jenem heißen Stein, der uns Gemüt und Geist zertrümmert. Aber immerhin! Keine Programmstörung wird beseitigt, sondern Programm. Nämlich: Sat 1 beendet eine Telenovela! »Eine wie keine«, nach 254 Folgen und nur einem Sendejahr. Hans-Dieter Schütt