nd-aktuell.de / 05.05.2010 / Ratgeber / Seite 7

Qualität erkennt man am WC

Gastronomie

Wer als Gast in einem Restaurant oder in der Kneipe gut bedient werden will, sollte ein paar einfache Regeln beachten. Zugleich sollte der Gast aber wissen, dass Kellner nicht immer die Wahrheit sagen und dass hinter den Kulissen häufiger getrickst wird, als man ahnt. Das Magazin Reader's Digest hat bundesweit mit ausgebildeten Restaurantfachkräften und angelernten Kräften gesprochen, darunter Angestellte von Nobelhotels ebenso wie Studenten, die als Aushilfen kellnern. Die Ergebnisse sind ernüchternd – wegen befürchteter Sanktionen durch den Arbeitgeber wollte keiner der Befragten seinen kompletten Namen nennen. So räumt eine Kellnerin in Berlin offen ein, dass dem Wunsch des Gastes nach einer kleineren Essensportion eigentlich in jedem Restaurant problemlos entsprochen werden kann. Einer Servicekraft, die sagt: »Halbe Portion?« – tut mir leid, das geht nicht' sollten Sie keinen Glauben schenken. Das ist pure Faulheit.

Auch im Fall der Weinbestellung erfährt der Gast wohl nicht immer die Wahrheit. »Viele Kellner sind Hochstapler und kennen sich mit Wein gar nicht aus. Sie haben keine Ahnung, ob der Wein trocken oder halbtrocken ist, tun aber so, als ob«, gibt eine andere Kellnerin zu.

Andererseits können Gäste durchaus auch selbst mit etwas Aufmerksamkeit schnell erfassen, ob es sich um eine gute oder schlechte Kneipe handelt. »Ob ein Restaurant gut geführt wird, erkennen Sie an den Toiletten. Mit der Qualität der Toiletten steht und fällt die Qualität des Hauses«, sagt die Kellnerin eines Nobelhotels in Bonn.

Vorsicht ist geboten, wenn es um die Auswahl der Speisen geht. „Frische Ware wird zum Wochenende gekauft, weil dann die meisten Gäste erwartet werden. Wenn am Montag überbackenes Gemüse auf der Karte steht, sind das mit Sicherheit die Reste, schön schmackhaft und mit Käse überbacken«, so ein Chefkellner aus Berlin. Auch bei den sogenannten Tagesessen handelt es sich oftmals um Restverwertung. »Besonders kritisch sind in dieser Hinsicht Suppen. Oft schwimmt etwas drin, was der Koch schnell noch loswerden will, bevor er es wegwerfen muss«, sagt eine langjährige Kellnerin.