Löw vertraut der Jugend

Joachim Löw ließ mit den Länderspiel-Neulingen Holger Badstuber und Dennis Aogo zwei Überraschungen aus dem Sack – die Zeit der Entscheidungen ist für den Trainer der deutschen Fußball-Nationalmannschaft aber längst nicht vorbei. Bei der Nominierung des vorläufigen Kaders für die Fußball-WM hat Löw am Donnerstag eine Auslese von 4 aus 27 ausgerufen, um am 6. Juni mit 23 hungrigen und körperlich fitten Spielern nach Südafrika aufzubrechen.

»Ich bin ziemlich sicher, dass es noch niemals so schwierig und kompliziert war«, kommentierte Löw die Zusammenstellung seines zunächst 27-köpfigen Kaders in Stuttgart. Vier Spieler muss er noch in der komplizierten Vorbereitung, für die er einen Bayern-Block mit sieben Akteuren sowie jeweils vier Hamburger, Bremer und Stuttgarter Spieler berief, spätestens am 1. Juni wieder nach Hause schicken.

Für den Schalker Torjäger Kevin Kuranyi hatte der Bundestrainer die Tür vorher schon geschlossen, jetzt erwischte es Thomas Hitzlsperger (Lazio Rom) und die beiden Wolfsburger Marcel Schäfer und Christian Gentner. »Wir wissen natürlich, dass einige Spieler maßlos enttäuscht sind«, sagte Löw. Aber es allen recht zu machen, sei nicht seine Aufgabe.

Auf den Schock des WM-Ausfalls von Leverkusens Torhüter Rene Adler reagierte der Bundestrainer mit der Nominierung des 35 Jahre alten Hans-Jörg Butt, eine Rückholaktion des 40-jährigen Jens Lehmann »war bei uns kein Thema«, so Löw. Da sich das DFB-Team noch auf keinen Stammtorhüter festlegen wollte, könnte der Münchner Butt sogar noch in den Kampf um die Nummer eins eingreifen. »Ich traue es mir durchaus zu, bei der WM zu spielen«, reagierte Butt selbstbewusst.

Auch wenn der Deutsche Fußball-Bund dieses Mal auf große Symbole wie vor zwei Jahren auf der Zugspitze verzichtete: Das Ziel bleibt das gleiche. Neben »acht Wochen Gemeinsamkeit« und »50 anspruchsvollen Trainingseinheiten« erwartet Löw in Südafrika »hoffentlich sieben hochbrisante Spiele«, womit er auf die Finalteilnahme abzielt.

Getragen wird der Plan von einem sehr jungen Kader mit gleich sieben U 21-Europameistern von 2009. Dem Münchner Neuling Badstuber (»das ist alles schwer zu realisieren«) und dem Hamburger Frischling Aogo bescheinigte der Bundestrainer ein besonders großes Potenzial. Auch die fehlende Länderspielerfahrung vieler seiner Akteure sieht Löw weniger als Gefahr: »Das ist nicht unbedingt das einzige Kriterium.«

Große Hoffnungen setzt Löw in den Münchner Block – eingerechnet Rückkehrer Toni Kroos kommen gleich acht der 27 Nominierten vom FC Bayern, darunter auch Aufsteiger Thomas Müller. »Es ist zu spüren, dass sie vor Selbstbewusstsein strotzen«, sagte Löw. »Für alle Spieler ist es ungemein wertvoll, wenn sie mit Titelgewinnen in so ein Turnier gehen.«

Das Nationalteam wird sich am kommenden Mittwoch in Düsseldorf treffen – allerdings ohne sieben Bayern-Profis, vier Bremer und Kapitän Ballack, die noch für ihre Vereine im Einsatz sind. Um den Kader für das Benefiz-Länderspiel einen Tag später in Aachen gegen Malta (13. Mai) aufzufüllen, berief Löw für diese Partie Kevin Großkreutz, Mats Hummels (beide Dortmund), Stefan Reinartz (Leverkusen), Marco Reus (Gladbach) und den U 21-Auswahltorwart Tobias Sippel aus Kaiserslautern.

Torhüter

Verein, Alter, Länderspiele
Hans-Jörg Butt Bayern 35 3
Manuel Neuer Schalke 24 2
Tim Wiese Bremen 28 2

Abwehr

Dennis Aogo Hamburg 23 0
Holger Badstuber Bayern 21 0
Andreas Beck Hoffenheim 23 6
Jérome Boateng Hamburg 21 3
Arne Friedrich Hertha 30 69
Marcell Jansen Hamburg 24 30
Philipp Lahm Bayern 26 64
Per Mertesacker Bremen 25 60
Serdar Tasci Stuttgart 23 10
Heiko Westermann Schalke 26 17

Mittelfeld

Michael Ballack Chelsea 33 98
Sami Khedira Stuttgart 23 2
Toni Kroos Leverkusen 20 1
Marko Marin Bremen 21 7
Mesut Özil Bremen 21 8
Bastian Schweinsteiger Bayern 25 73
Christian Träsch Stuttgart 22 1
Piotr Trochowski Hamburg 26 28

Angriff

Cacau Stuttgart 29 5
Mario Gomez Bayern 24 32
Stefan Kießling Leverkusen 26 3
Miroslav Klose Bayern 31 94
Thomas Müller Bayern 20 1
Lukas Podolski Köln 24 70