nd-aktuell.de / 25.05.2010 / Kultur / Seite 15

MOSEKUNDS MONTAG

SPÄTER RUHM

Wolfgang Hübner

Herr Mosekund, inspiriert durch eine überraschende Gefühlsaufwallung, verfasste einige Gedichte. Es waren wabernde Verse, düstere Metaphern, flüchtige Reime, was ihn dazu bewog, sich das künstlerische Pseudonym »Friedrich Nebel« zu geben. Er schickte die Gedichte an Verlage und Redaktionen und hörte nichts mehr davon, sodass er seine lyrische Eskapade bald vergessen hatte. Eines Tages aber, Herr Mosekund folgte dem Radioprogramm nur mit einem halben Ohr, hörte er am Ende der Nachrichten den schier unglaublichen Satz: »Wir raten zu erhöhter Aufmerksamkeit, es droht Dichter Nebel.« Mit einem solchen Erfolg hatte Herr Mosekund nicht mehr gerechnet.