Vandalismus auf dem Dachboden

Auch in Rheinland-Pfalz breiten sich die Waschbären immer mehr aus

  • Lesedauer: 2 Min.

Mainz (dpa/ND). Für den einen ist der Vierbeiner ein niedlicher kleiner Bär mit dickem Bauch, putzigem Gesicht und kleinen, menschenähnlichen Händen. Für andere ist der Waschbär mittlerweile ein regelrechter Plagegeist. Besonders in Hessen, Brandenburg und Nordrhein-Westfalen ärgern sich häufig Stadtbewohner über umgekippte Mülltonnen, geklautes Obst und Vandalismus auf dem Dachboden. Auch in Rheinland-Pfalz scheinen sich die Tiere mit der Zorro-Gesichtsmaske immer wohler zu fühlen. Während die Jäger im Land vor zehn Jahren gerade mal einen Waschbären pro Jahr erlegten, waren es im Jagdjahr 2008/09 bereits 66. Allein in der Region Bitburg-Prüm wurden nach Auskunft der Oberen Jagdbehörde in Neustadt an der Weinstraße 26 Tiere geschossen.

Nach Auskunft des Deutschen Jagdschutzverbandes wurden in ganz Deutschland im vergangenen Jagdjahr 54 800 Waschbären erlegt. In Rheinland-Pfalz kamen die Tiere, deren ursprüngliche Heimat Nordamerika ist, früher nur in der Nähe der hessischen Grenze vor. Mittlerweile hat sich der Schwerpunkt der Population jedoch in den Eifelkreis und somit stark in den Westen verschoben. Während Waschbären in freier Natur eher scheu sind, werden sie in der Stadt durch die Nähe zu Menschen schnell zutraulich und gesellig. »In Kassel kommt es schon mal vor, dass Leute im Garten grillen und plötzlich steht ein Waschbär daneben und will auch seine Wurst abhaben«, berichtet der Biologe Ulf Hohmann.

Gerade in Städten wie Kassel, in denen enorm viele Waschbären vorkommen, sind die Menschen jedoch bereits gewarnt. »Die Tiere sollten niemals gefüttert werden. Sie gewöhnen sich schnell daran.« Auch aus anderen Gründen sollte man den Kleinbären nicht zu nahe kommen. »Wie alle Wildtiere können sie Tollwut bekommen und auch übertragen«, warnt Stephan Angermayer vom Landesjagdverband Rheinland-Pfalz. Grundsätzlich ist der Waschbär aber weder für Menschen noch für Tiere eine konkrete Bedrohung.

In den 1920er Jahren waren die ersten Kleinbären in Deutschland aus Pelztierfarmen geflohen, 1934 wurden einige Exemplare in Hessen gezielt ausgesetzt und verbreiteten sich von dort aus.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Linken, unabhängigen Journalismus stärken!

Mehr und mehr Menschen lesen digital und sehr gern kostenfrei. Wir stehen mit unserem freiwilligen Bezahlmodell dafür ein, dass uns auch diejenigen lesen können, deren Einkommen für ein Abonnement nicht ausreicht. Damit wir weiterhin Journalismus mit dem Anspruch machen können, marginalisierte Stimmen zu Wort kommen zu lassen, Themen zu recherchieren, die in den großen bürgerlichen Medien nicht vor- oder zu kurz kommen, und aktuelle Themen aus linker Perspektive zu beleuchten, brauchen wir eure Unterstützung.

Hilf mit bei einer solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl.

Unterstützen über:
  • PayPal