Wega, Deneb und Atair bringen Sommer

Die Frühlingssternbilder weichen, die Sonne erklimmt den Gipfelpunkt ihrer Jahreslaufbahn

  • Hans-Ulrich Keller
  • Lesedauer: 4 Min.

Die Sonne erklimmt im Juni den Gipfelpunkt ihrer Jahresbahn. Um 13.28 Uhr Sommerzeit passiert sie am 21. den Sommerpunkt, der ihren Eintritt in das Tierkreiszeichen Krebs markiert. Danach sinkt die Sonne wieder zum Himmelsäquator herab. Deshalb spricht man vom Wendekreis des Krebses. Der Sommerpunkt liegt heutzutage im Sternbild Stier an der Grenze zu den Zwillingen. Noch am 21. abends wechselt die Sonne in das Sternbild Zwillinge.

Zu Sommerbeginn erleben wir den längsten Tag des Jahres und die höchste Mittagsposition der Sonne. In Hamburg dauert der längste Tag 17 Stunden und 3 Minuten, in Leipzig 16 Stunden und 37 Minuten und in München 16 Stunden und 5 Minuten. Die Sonne steht zu Mittag in Hamburg 60 Grad über dem Südhorizont, in Leipzig sind es 62 Grad und in München 65 Grad.

Abendliche Planetenparade

Mit Einbruch der Dunkelheit strahlt Venus als Abendstern unübersehbar am Westhimmel. Im ersten Junidrittel passiert sie südlich den Zwillingsstern Pollux. Am Monatsende verlässt Venus das Sternbild Zwillinge und tritt in das Sternbild Löwe. Auch Mars ist am Abendhimmel zu sehen. Der Rote Planet kann in der ersten Nachthälfte beobachtet werden. Am Abend des 6. Juni zieht Mars knapp eine Vollmondbreite südlich an Regulus, dem Löwenhauptstern, vorbei. Der zunehmende, fast halbe Mond gesellt sich am 17. zum Roten Planeten.

Der dritte, freisichtige Planet am Abendhimmel ist Saturn. Auch der ringgeschmückte Planet zieht sich aus der zweiten Nachthälfte zurück. Saturn steht halb hoch im Südwesten im Sternbild Jungfrau. An der abendlichen Planetenparade wandert der zunehmende Mond vom 15. bis 19. Juni vorbei.

Jupiter im Sternbild Fische zeigt sich am Morgenhimmel. Nach Venus ist er der zweithellste Planet am irdischen Firmament. Am 6. wandert der Riesenplanet südlich am sonnenfernen und darum lichtschwachen Uranus vorbei. Der grünliche Planet kann mit einem Fernglas oder Teleskop beobachtet werden. Den bloßen Augen bleibt er verborgen. Deshalb war er im Altertum und Mittelalter unbekannt. Erst Wilhelm Herschel fand ihn im März 1781 mit selbst gefertigtem Spiegelteleskop im Sternbild Zwillinge.

Am 6. begegnet der abnehmende Halbmond den Planeten Jupiter und Uranus am Morgenhimmel. Der flinke Merkur bleibt im Juni verborgen. Der sonnenferne Pluto kommt am 25. abends im Sternbild Schütze in Opposition zur Sonne.

Pluto wurde im März 1930 entdeckt und galt bis August 2006 als neunter Planet unseres Sonnensystems. Da man inzwischen weitere ähnlich große Körper am Rande unseres Planetensystems gefunden hat, wurde der nur 2300 Kilometer im Durchmesser große Pluto in die neu geschaffene Kategorie der Zwergplaneten eingestuft.

Partielle Mondfinsternis

Neumond tritt am 12. Juni um 13.15 Uhr ein. Vollmond wird am 26. um 13.30 Uhr im Sternbild Schütze erreicht. Dabei wird er teilweise vom Kernschatten der Erde getroffen; es ereignet sich eine partielle Mondfinsternis. Sie findet allerdings in den Mittagsstunden statt, wenn sich der Vollmond bei uns unter dem Horizont befindet. Sie bleibt daher von Mitteleuropa aus unbeobachtbar.

Am 24. zieht der fast volle Mond nördlich am Antares im Skorpion vorbei. Am 3. passiert der Mond seinen erdfernsten Bahnpunkt, wobei ihn 404 270 Kilometer von uns trennen. In Erdnähe hält sich unser Nachbargestirn am 15. auf – 365 930 Kilometer entfernt.

Löwe vor dem Untergang

Den Fixsternhimmel beherrscht der Bootes mit dem kräftig leuchtenden Arktur unübersehbar hoch am Südhimmel. Der Große Wagen hat den Meridian längst durchfahren und rollt zum Nordhorizont hinab. Ihm gegenüber findet man das Himmels-W, die Kassiopeia, nahe dem Nordosthorizont. Kassiopeia und Großer Wagen sind bei uns zirkumpolar. Sie gehen daher niemals unter und sind in jeder klaren Nacht zu sehen.

Die Frühlingssternbilder prägen noch die Westhälfte des Firmaments. Weit im Westen bereitet sich der mächtige Löwe auf seinen Untergang vor. Das Feld im Südwesten nimmt die Jungfrau mit ihrem bläulichen Hauptstern Spica ein. Mit 260 Lichtjahren Entfernung ist er einer der entlegensten Sterne erster Größenklasse. Arktur, Spica und Regulus im Löwen bilden das Frühlingsdreieck.

In der östlichen Himmelshälfte kündigt sich der Sommer an. Das Sommerdreieck aus Wega in der Leier, Deneb im Schwan mit Atair im Adler ist inzwischen vollständig aufgegangen. Auf der Linie zwischen Arktur und Wega stößt man auf den Sternenhalbkreis der Nördlichen Krone und den Herkules. Südlich des Herkules nimmt der Schlangenträger mit der Schlange seinen Platz ein.

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