nd-aktuell.de / 02.06.2010 / Politik / Seite 7

WM in Südafrika in Gefahr?

Mögliche Terrorcamps im Nachbarland Mosambik entdeckt

Armin Osmanovic, Johannesburg
Kurz vor Beginn der Fußballweltmeisterschaft schreckt Südafrika die Warnung auf, dass Terroristen Anschläge auf Fußballmannschaften und Stadionbesucher planen würden.

Unter dem Titel »Weltmeisterschaft Terroralarm« schrieb die Johannesburger Zeitung »Sunday Times« am Wochenende, dass im Norden des Nachbarlands Mosambik Terrorcamps existierten, die von pakistanischen und somalischen Milizen geleitet würden, und dass von dort Terroristen bereits nach Südafrika eingesickert seien. Die Zeitung berief sich auf Geheimdienstquellen sowie eine Warnung der US-amerikanischen NEFA-Stiftung und des US-Kongresses. Weiter wird berichtet, dass die bereits in Südafrika operierenden Terrorgruppen mit Verbindung zu Al Qaida und deren somalischen Verbündeten Al Shahaab vor allem die Spiele der USA und Großbritanniens sowie Dänemarks und der Niederlande im Visier hätten. In den beiden letztgenannten Ländern sei der Islam beleidigt worden.

Das für die WM in Südafrika eingerichtet nationale Operations- und Aufklärungszentrum (National Joint Operational and Intelligence Centre), das auch eng mit den im Land operierenden Geheimdiensten anderer Staaten zusammenarbeitet, widersprach energisch dem Bericht der »Sunday Times«, wonach eine konkrete Terrorgefahr bestehe. Ein Mitglied des Geheimdienstes bestätigt im Gespräch, dass die südafrikanischen Sicherheitskräfte gut auf mögliche Terrorangriffe vorbereitet seien, dass man mit den anderen Geheimdiensten eng zusammenarbeite und keine Informationen vorliegen würden, die auf eine unmittelbare Gefahr hindeuteten. Das heiße aber nicht, dass man nicht über Aktivitäten verschiedenster Art informiert sei, unterstrich der Geheimdienstler gegenüber ND.

Experten wie Frank van Rooyen vom südafrikanischen Institut für Internationale Angelegenheiten warnen aber seit geraumer Zeit, die Terrorgefahr in Südafrika werde unterschätzt. Rooyen bereitet vor allem die geringe Fähigkeit der südafrikanischen Sicherheitsdienste, terroristische Aktivitäten frühzeitig aufzuklären, große Sorge. Sehr viele Beschäftigte seien, schreibt Rooyen in einer Studie, nicht qualifiziert genug. Ihre Einstellung sei vor allem deshalb erfolgt, weil sie Mitglieder des ANC-Geheimdienstes waren und versorgt werden mussten. Chef des ANC-Geheimdienstes im sambischen Exil während der Zeit der Apartheid war der heutige Präsident Südafrikas, Jacob Zuma.

Die Vorfreude auf die WM wurde auch durch kriminelle Zwischenfälle getrübt. So gab es in Kapstadt am Wochenende eine Schießerei zwischen verfeindeten Banden am Rande eines Fußballspiels von Grundschulkindern. Bei dem Vorfall im Township Hanover Park starben zwei Menschen. Der Fußballplatz liegt zwischen den Einflussbereichen zweier Gangs. Während des Spiels begann ein Bandenmitglied der Americans mit einem der Laughing Boys zu streiten, dann wurde geschossen. Spieler und Zuschauer flohen vom Feld und von den Rängen und versuchten, Schutz zu finden.

Hanover Park ist bekannt für seine Banden, aber aus diesem Township stammt auch einer der besten südafrikanischen Fußballspieler – Benni McCarthy, der mit dem FC Porto 2004 die europäische Champions League gewann. Für viele der jungen Fußballer von Hanover Park und auf den anderen zahlreichen staubigen Fußballplätzen im Lande ist McCarthys großartige Karriere Anlass zur Hoffnung auf ein eigenes besseres Leben – ohne Gewalt.