nd-aktuell.de / 23.06.2010 / Kultur / Seite 14

Ins Lager?

Prozess in Moskau

Dem Kunsthistoriker Andrej Jerofejew drohen drei Jahre Straflager, weil er mit moderner Kunst die Gefühle von Christen verletzt haben soll. In einem Prozess wegen Aufwiegelung zu religiösem Hass beantragte Staatsanwalt Alexander Nikiforow diese Haftstrafe auch für Jerofejews Mitangeklagten Juri Samodurow. Die beiden hatten 2007 im Moskauer Sacharow-Museum die Ausstellung »Verbotene Kunst« gezeigt. In dem seit mehr als einem Jahr dauernden Verfahren soll das Urteil am 12. Juli fallen.

In der Ausstellung waren Werke international anerkannter russischer Non-Konformisten der 1970er Jahre zu sehen, unter ihnen Ilja Kabakow und Michail Roginski. Das Gericht begutachtete neun Bilder, darunter eine Kaviar-Ikone, ein Jesus-Bild auf der Werbung einer Fast-Food-Kette sowie eine Micky-Maus-Figur auf Heiligenbildern. Der Prozess, in dem es auch um die Freiheit der Kunst geht, gilt als einmalig in der Geschichte des neuen Russland nach dem Zerfall der Sowjetunion. dpa/ND