nd-aktuell.de / 28.06.2010 / Politik / Seite 4

Symbolfigur

Marianne Fritzen / Die Anti-Atom-Veteranin erhält den Petra-Kelly-Preis.

Reimar Paul
Personalie: Symbolfigur

Als Moderatorin einer Veranstaltung zur Erinnerung an den 30. Jahrestag der »Republik Freies Wendland« in Gorleben bewies Marianne Fritzen Anfang des Monats einmal mehr ihre Schlagfertigkeit. Am 24. April reihte sie sich am AKW Krümmel in die Menschenkette gegen Atomkraft ein. Fast jeden Tag kümmert sie sich um die wachsenden Bestände im »Gorleben-Archiv«: Auch wenn sie nicht mehr so flink auf den Beinen ist wie früher und schlechter sieht – aus dem Anti-Atom-Widerstand im Wendland ist die 86-Jährige nicht wegzudenken.

Fritzen sei die »Symbolfigur des Widerstandes gegen Castortransporte«, urteilte jetzt die Grünennahe Heinrich-Böll-Stiftung und verlieh der Anti-Atom-Veteranin den »Petra-Kelly-Preis 2010«. Die Auszeichnung ist mit 10 000 Euro dotiert. Die Stiftung ehrt damit alle zwei Jahre Personen oder Gruppen, die sich in herausragender Weise für die Achtung der Menschenrechte, für gewaltfreie Konfliktlösungen oder den Schutz der natürlichen Umwelt einsetzen. Die Entscheidung, Marianne Fritzen den Preis zu verleihen, sei vor allem eine Würdigung ihrer politischen Biografie als jahrzehntelange Vorkämpferin gegen die Atomenergie und als Symbol des gewaltfreien Widerstands, so die Stiftung weiter.

Als 1973 Pläne für den Bau eines Atomkraftwerks in Langendorf im Wendland bekannt wurden, beteiligte sich Fritzen an der Gründung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg. Bis 1982 führte sie die Initiative als Vorsitzende. Ende der 1970er Jahre gehörte Fritzen zu den Mitbegründerinnen der Grünen Liste Umweltschutz in Niedersachsen, einer Vorläuferorganisation der Grünen. Von 1986 bis 2001 vertrat sie die Grünen in verschiedenen Kommunalparlamenten. Aus Protest gegen den Atomkonsens der rot-grünen Bundesregierung mit den Energiekonzernen trat Fritzen 2000 aus der Partei aus.

»Mehr als jemals zuvor in meinem Leben bin ich der festen Meinung, dass diese Dinger weg müssen«, sagte Fritzen bei der Veranstaltung im Juni. Auch beim nächsten Castortransport im November will sie wieder auf die Straße gehen. Sie bringt dann einen Klapphocker mit – auf den kalten Asphalt setzen mag sie sich nicht mehr.