nd-aktuell.de / 05.07.2010 / Kultur / Seite 16

Flammend

Brandenburg ehrt Bernhard Heisig

Marion Pietrzok
Zum sechsten Mal wurde gestern der Brandenburgische Kunstpreis vergeben. Ausgezeichnet wurden Roswitha Grüttner (Malerei), Daniel Klawitter (Grafik) und Joachim Böttcher (Plastik). Den Preis des Ministerpräsidenten des Landes für eine herausragende künstlerische Lebensleistung ging an Bernhard Heisig (Abbildung: sein Ölgemälde »Der Maler und sein Thema«, 2005). Mit der Preisverleihung in Neuhardenberg wurde eine Ausstellung eröffnet, in der bis zum 1. August neben den Werken der Preisträger Arbeiten von weiteren 60 Künstlern zu sehen sind.

Gegen eine Dummheit, die gerade in Mode ist, kommt keine Klugheit auf«, sagt Theodor Fontane. O doch, Herr Schriftsteller! Die Klugheit Bernhard Heisigs: Eine figürlich-realistische Kunst, vom Menschenbild der Antike her kommend und von der Malerei eines Menzel, Corinth, Beckmann, Dix. Sie wird anerkann, allen Abgesängen und Anfeindungen zum Trotz.

Im außerordentlich umfangreichen Oeuvre des 1925 in Breslau Geborenen, in dem er Illustratives, Erzählerisches des Anfangs zugunsten einer eigentümlichen Vielschichtigkeit der Wirklichkeitsbilder längst hinter sich ließ, sind unter den vielfältigen Themen und Bildstoffen in Malerei und Grafik einige Konstanten zu erkennen. Vor allem die schonungslose Selbstbefragung, die Lebenserfahrungen einer ganzen Generation umgreift – deutsche Schuld, Verführbarkeit, Irrtümer, Lügen, Gewalt – und auch auf das stets ambivalente Verhältnis Kunst und Macht zielt. Hier ist Heisig in seinem Schmerz, seiner Wut, seinem Zweifel Moralist. Psychologe nicht minder (seine Porträts gehören zu den tiefsten, die die Gegenwartskunst aufzubieten hat). Auf seinem »Welttheater« ist er ein Sehnsüchtiger nach Belehrbarkeit des Menschen, nach Verstummen von Kriegstrompeten.

Und so ist der virtuose Analytiker auch ein Zauberer. Wie er Landschaft erfasst, wie er Wege, Wald und Himmel aufflammen lässt, ist nicht Idylle, doch aber Schönheit, die ans Herz geht. Vom Havelland, das er seit Jahrzehnten kennt und wo er seit 1992 sein Atelier und seinen Wohnsitz hat, mag sie inspiriert sein.