nd-aktuell.de / 07.07.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

London bereitet sich auf BP-Zusammenbruch vor

Aus würde britische Infrastruktur betreffen

London (dpa/ND). Angesichts astronomischer Kosten für die Ölkatastrophe im Golf von Mexiko bereitet sich die britische Regierung nach Informationen der »Times« auf ein Auseinanderbrechen des Mineralölkonzerns BP vor. Es würden Krisenpläne für den Fall eines Zusammenbruchs oder einer Zerschlagung ausgearbeitet, berichtete die Zeitung am Dienstag. Eine Sprecherin des Energieministeriums sagte dpa: »Wir kommentieren keine hypothetischen Krisenpläne, für welches Unternehmen auch immer.«

Falls das ehemals größte Unternehmen der Insel die Krise nicht überleben sollte, beträfe dies unmittelbar britische Interessen. So gehört BP der größte Teil der Energie-Infrastruktur des Vereinigten Königreichs. Dazu zählt ein Leitungssystem, das über 50 Öl- und Gasfelder in der Nordsee verbindet. Allein in Großbritannien beschäftigt der Konzern mehr als 10 000 Menschen. Im vergangenen Jahr bescherte BP dem britischen Schatzkanzler Steuereinnahmen von fast sechs Milliarden Pfund (7,25 Milliarden Euro). Von einem etwaigen Zusammenbruch wären auch viele britische Pensionsfonds betroffen, die in BP-Aktien investiert haben. Premierminister David Cameron wolle die Zukunft von BP deshalb während eines Besuchs in Washington am 20. Juli mit Vertretern der US-Regierung besprechen, berichtete die Zeitung.

Als potenzielle Übernahme-Interessenten gelten BPs Hauptkonkurrenten ExxonMobil und Royal Dutch Shell. BP betont jedoch immer wieder, dass es die Krise aus eigener Kraft überwinden werde. Bereits am Montag war spekuliert worden, BP könne sich einen potenten Investor an Bord holen, um sich gegen eine mögliche Übernahme zu schützen. Im Gespräch seien vor allem Staatsfonds etwa aus Abu Dhabi, Kuwait, Katar und Singapur. Das »Wall Street Journal Europe« berichtete jetzt über ein mögliches Interesse Libyens.

Im Kampf gegen die Ölpest im Golf von Mexiko kommt der Supertanker »A Whale« noch nicht zum Einsatz – wegen der rauen See brachte ein Testlauf zunächst keine Ergebnisse. Der Tanker soll Öl in großen Mengen absaugen. Die Zeit drängt: Vor der Küste des US-Bundesstaats Louisianas droht ein neuer Sturm, während erste Ölklumpen Texas erreichten.