nd-aktuell.de / 14.07.2010 / Unten links / Seite 1

Unten links

Es ist, natur- und turnusgemäß, wieder da. Das Sommerloch. Martin Heidegger ist dessen Theoretiker, er sprach immer schon vom Dasein als dem »Hingehaltensein in das Nichts«. Dieses Nichts ist groß genug, dass nun sogar ein ganzes Parlament darin verschwindet. Von der Regierung hat man schon lange den Eindruck, sie sei nichts. Gar nichts. Früher hieß das Sommerloch Sommerfrische, aber da gab es ja auch noch nicht das ZDF-Sommerinterview. Es ist alljährlich nur ein kleines, aber doch stur wiederkehrendes Beispiel dafür, dass eine Sache völlig überflüssig, aber trotzdem sehr trocken sein kann. Bei den derzeitigen Hitzelasten – die wegen Brandgefahr in den Schwimmbädern sicher bald zum Rauchverbot unter Wasser führen werden – meint man zu spüren, was der Dichter schrieb: »Die Schultern der Städte knacken.« So Georg Heym, der im Januar 1912 auf der zugefrorenen Havel einbrach und ertrank. Man kann also nicht früh genug warnen: Vorsicht vorm Winterloch! hades