nd-aktuell.de / 15.07.2010 / Politik / Seite 6

Deutschland: Jeder fünfte Einwohner hat Wurzeln im Ausland

Menschen mit Migrationshintergrund jünger und häufiger arbeitslos

Der Anteil der Menschen mit ausländischen Wurzeln hat in Deutschland im vergangenen Jahr erstmals die 16-Millionen-Marke überschritten.

Wiesbaden (dpa) Jeder fünfte Einwohner (19,6 Prozent oder 16,048 Millionen) hat einen sogenannten Migrationshintergrund, teilte das Statistische Bundesamt in Wiesbaden am Mittwoch mit. Im Jahr 2005 lag der Wert noch bei 18,6 Prozent (15,3 Millionen). Hauptgrund für den Anstieg ist, dass 2009 mit Hilfe neuer Daten rund 345 000 Kinder von Migranten erfasst wurden, die nicht mehr bei ihren Eltern leben.

Weiteres Ergebnis der Untersuchung: Menschen mit Migrationshintergrund sind deutlich jünger als diejenigen ohne (34,7 gegenüber 45,6 Jahre). Und sie sind im Alter von 25 bis 65 Jahren etwa doppelt so häufig erwerbslos (12,7 Prozent gegenüber 6,2 Prozent) und haben außerdem ein hohes Armutsrisiko. Als Menschen mit ausländischen Wurzeln gelten die seit 1950 nach Deutschland gekommenen Einwanderer und ihre Nachkommen.

Von 2005 bis 2009 ist die Bevölkerung mit Migrationshintergrund in Deutschland durch Zuzug und Geburten um 715 000 angewachsen. Die Zahl der Deutschen ohne ausländische Wurzeln ging dagegen in diesem Zeitraum um 1,3 Millionen zurück.

Im vergangenen Jahr lebten in Deutschland 7,2 Millionen Ausländer (8,8 Prozent der Bevölkerung) sowie 8,8 Millionen Deutsche mit Migrationshintergrund (10,8 Prozent der Bevölkerung).

Etwa 3,0 Millionen Menschen mit Migrationshintergrund haben ihre Wurzeln in der Türkei, 2,9 Millionen in den Nachfolgstaaten der früheren Sowjetunion, 1,5 Millionen in den Nachfolgestaaten des ehemaligen Jugoslawiens und knapp 1,5 Millionen in Polen. Aus den früheren Gastarbeiter-Anwerbeländern Italien und Griechenland leben jeweils 830 000 und 403 000 Menschen in Deutschland. Am niedrigsten ist der Wert bei Portugal (171 000) und Spanien (172 000).

Mit 1,4 Millionen kommen die meisten (Spät-)Aussiedler aus den Nachfolgestaaten der Sowjetunion – vor allem aus Russland (589 000) und aus Kasachstan (483 000); daneben sind Polen (585 000) und Rumänien (233 000) wichtige Herkunftsländer.