Anschlag vor Konferenz in Kabul

Plan: Bis 2014 soll Afghanistans Armee die militärische Kontrolle vollständig übernehmen

  • Lesedauer: 2 Min.
Zwei Tage vor der internationalen Afghanistan-Konferenz in Kabul hat ein Selbstmordattentäter im Zentrum der afghanischen Hauptstadt mindestens drei Menschen getötet und 35 weitere verletzt.

Kabul (AFP/ND). Alle Sicherheitsmaßnahmen konnten den Anschlag am Sonntag nicht verhindern. Anlässlich der am Dienstag beginnenden internationalen Afghanistan-Konferenz wurde Kabul abgeriegelt. Entlang wichtiger Straßen wurden zusätzliche Kontrollpunkte eingerichtet, tausende zusätzliche Polizisten waren im Dienst. Die NATO-Truppe ISAF teilte mit, sie habe in Zusammenarbeit mit der afghanischen Armee auch einen Taliban-Kämpfer festgenommen, der einen Angriff auf die Konferenz geplant habe.

Dennoch kam es zu einem Anschlag. Der Selbstmordattentäter habe ursprünglich auf einem Fahrrad in einen anderen Bereich Kabuls gelangen wollen, erklärte Semarai Baschari, Sprecher des Innenministeriums. Wegen der strengen Sicherheitsvorkehrungen habe er sich jedoch gezwungen gesehen, den Sprengsatz auf einer wenig belebten Straße in der Nähe des internationalen Flughafens zu zünden.

Die Explosion beschädigte einige Fahrzeuge schwer und zerstörte Fensterscheiben. Am Anschlagsort lagen Leichenteile verstreut. Mehrere Menschen wurden getötet und 35 weitere verletzt. Zu den Todesopfern zähle ein Kind, teilte das afghanische Gesundheitsministerium mit. Ein ISAF-Sprecher sagte, ausländische Soldaten seien nicht zu Schaden gekommen.

Ab Dienstag wollen unter dem Vorsitz des afghanischen Präsidenten Hamid Karsai und des UN-Generalsekretärs Ban Ki Moon zahlreiche internationale Regierungsvertreter, darunter Bundesaußenminister Guido Westerwelle (FDP), seine USA-Kollegin Hillary Clinton und rund 40 weitere Außenminister, über die Zukunft Afghanistans beraten. Es ist das erste Mal, dass in solchem Rahmen in Afghanistan selbst konferiert wird. Die Konferenz soll laut einem Pressebericht einen Plan zur vollständigen Übertragung der militärischen Kontrolle an die afghanische Armee bis 2014 verabschieden. Die internationale Gemeinschaft unterstütze Präsident Karsais Ziel, dass die nationalen Streitkräfte bis Ende 2014 die Einsätze in allen Provinzen des Landes übernehmen, zitierte die britische Zeitung »The Independent« am Sonntag aus einem Erklärungsentwurf für die Konferenz. Während der Übergangsphase sollten die internationalen Truppen weiter die Sicherheitslage verbessern und die afghanische Armee »ausbilden, ausrüsten und finanzieren«.

Die NATO teilte derweil mit, dass sie vom 9. bis zum 16. Juli in 40 Einsätzen mehr als hundert Aufständische gefangen genommen habe. Dutzende Aufständische wurden demnach getötet, in gut drei Viertel der Einsätze sei aber »kein einziger Schuss« abgegeben worden. Die Aufständischen hätten in dem Zeitraum hingegen 46 Zivilisten getötet. Bei zwei Bombenanschlägen und einem Verkehrsunfall in Südafghanistan starben laut Verteidigungsministerium in London vier britische Soldaten.

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