Wunder tun

  • Uwe Kalbe
  • Lesedauer: 2 Min.

Angela Merkel ist erstaunlich selbstgewiss – im Angesicht der aktuellen Umfragewerte, die man auch als Aufforderung zum geschlossenen Rücktritt der Koalition lesen kann. Doch die Bundeskanzlerin sieht die Arbeit der schwarz-gelben Koalition trotz dieses Blauen Briefes unverdrossen als Erfolgsgeschichte. Ihre Perspektive ist eine andere als die ihrer Kritiker, eine weitere, eine über die Grenzen der deutschen Provinz hinaus. Eine, in der sie sich mit den anderen Großen der Welt trifft.

Denn anderswo sehe man staunend auf die Cleverness, mit der Berlin die Krise managt. International gelte es schon als kleines Wunder, dass der Arbeitsmarkt in Deutschland besser dastehe als vor der Krise, sagt sie. Wunder tun, welcher Politiker würde das nicht gern! Aber kaum einer von ihnen beherrscht diese Kunst. Außer Merkel, die nur zu bescheiden ist, dies so unumwunden auszusprechen.

Die Welt mag ja als Wunder erscheinen, wenn man an ihren Schrauben drehen kann, bis sie an immer neuen Stellen zu quietschen beginnt. Streit um Atomkraft und Energiekonzept, um Sparpaket, Gesundheitsreform und Kommunalfinanzen – was soll der kleinliche, verengte Blick, da es doch um europäische und weltweite Wirtschaftsstrukturen geht. Was soll vor allem der kleinliche, verengte Blick derer, die die Wunder bezahlen – Krankenversicherte, Erwerbslose, Kinder von Hartz IV-Familien, der Mittelstand. Es geht um Größeres. Wunder tun. Ja, weh.

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