nd-aktuell.de / 06.08.2010 / Politik / Seite 7

Kubas Parlament berät Nahostlage

Auftreten Fidel Castros am Sonnabend möglich

Das kubanische Parlament wird an diesem Sonnabend auf Wunsch von Revolutionsführer Fidel Castro in einer Sondersitzung über einen angeblich drohenden Atomkrieg im Nahen Osten beraten.    

Havanna (dpa/ND). Wie die Zeitungen »Granma« und »Juventud Rebelde« am Mittwoch berichteten, sollen die 610 Deputieren der Nationalversammlung sich auch weiteren internationalen Themen widmen. In Havanna wird für möglich gehalten, dass Fidel Castro bei der Sitzung erstmals seit vier Jahren wieder vor dem Volkskongress auftreten könnte. Castro, der am 13. August 84 Jahre alt wird, hatte die Sondersitzung am 26. Juli angeregt. Es bestehe die Gefahr eines von den USA angezettelten Atomkrieges im Nahen Osten, sagte er. Auch bei weiteren Gelegenheiten warnte er nachdrücklich vor diesem Risiko.

In einem am Mittwoch veröffentlichten Kommentar forderte Fidel Castro US-Präsident Barack Obama auf, diesen Krieg zu verhindern. »Ich richte mich zum ersten Mal im Leben an den Präsidenten der Vereinigten Staaten, Barack Obama: Sie müssen wissen, dass Sie es in den Händen haben, der Menschheit die einzige wirkliche Friedenschance anzubieten«, schrieb Castro. Er äußerte die Befürchtung, dass es zu einer kriegerischen Eskalation kommen könne, wenn US-amerikanische oder israelische Marineeinheiten iranische Handelsschiffe kontrollierten.

Fidel Castro hatte im Sommer 2006 wegen einer schweren Erkrankung die Regierungsgeschäfte an seinen Bruder Raúl zunächst vorläufig und im Februar 2008 definitiv übergeben. Er ist aber weiter Erster Sekretär der Kommunistischen Partei Kubas. In den vergangenen Wochen meldete er sich immer häufiger öffentlich zu Wort und verwies wiederholt auf eine Kriegsgefahr im Nahen Osten.

Am Mittwoch gab das Nationale Statistikbüro in Havanna bekannt, dass die kubanische Nahrungsmittelproduktion im ersten Halbjahr 2010 um 7,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum gesunken sei. Kuba muss einen großen Teil seiner Lebensmittel importieren. Raúl Castro hatte schon vor Jahren die Steigerung der Produktion zur Priorität erhoben.