nd-aktuell.de / 07.08.2010 / / Seite 22

Florence Nightingale

Klaus Bruske

Krankenschwester ist heute ein geachteter Beruf. Dem war nicht immer so. Die Wende in der Einstellung zu Krankenpflegerinnen und -schwestern verdankte sich der Engländerin Florence Nightingale (Foto: Archiv), die vor 100 Jahren, am 13. August 1910 im Alter von 90 Jahren in London starb.

Als Florence – nomen est omen – am 12. Mai 1820 in Florenz auf der Hochzeitsreise ihrer Eltern das Licht der Welt erblickte, galten nicht allein in ihrem Vaterland England die Krankenpflegerinnen als »dummes, schmutziges und trunksüchtiges Pack«, das auszubilden sich nicht lohne. In der Tat war dieser »Beruf« nicht selten nebenher von Frauen ausgeübt worden, die im Tross der Armee folgten und dort als Marketenderin oder Prostituierte »dienten«. Es gehörte so schon einiger Mut für eine junge Dame aus gutem Hause, sich ausgerechnet in diese geächtete »Schmuddel-Ecke« zu begeben. Vater Edward Nightingale, der zur schmalen Oberschichte der Großgrundbesitzer des Königreiches gehörte, verweigerte ihr zunächst denn auch den Berufswunsch, genehmigte aber dann eine Bildungsreise zu Deutschlands erstem Evangelisch-Diakonischen Krankenhaus nebst Schwesternschule in Kaiserswerth bei Düsseldorf sowie nach Paris zum Hospital der katholischen »Barmherzigen Schwestern«. 1853 nach London heimgekehrt, eröffnete Fräulein »Nachtigall« – die Pionierin der modernen westlichen Krankenpflege blieb bewusst unverheiratet – ihre erste kleine Anstalt, ein Sanatorium für kranke Gouvernanten.

Die große Weltpolitik, der Krimkrieg (1853-56) brachten eine Wende im Leben der Florence Nightingale. Ihr segensreiches Wirken vor allem in den englischen Lazaretten von Scutari (heute Stadtteil Üsküdar von Istanbul) und Balaklawa auf der Krim verhalfen dem »Engel der Verwundeten« nicht nur zu Ruhm, sondern bald auch zu reichlichen Spenden. Sie konnte ihre erste Schwestern- und eine Hebammenschule (1860/61) in London eröffnen sowie zwei Lehrbücher – über die Organisation eines Krankenhauses (»Notes on Hospitals«, 1859) wie auch zur Schwesternausbildung und Krankenpflege (»Notes on nursing«, 1860) – schreiben, die heute noch als medizinhistorische Standardwerke geschätzt werden.