nd-aktuell.de / 14.08.2010 / Wissen / Seite 23

Rätsel und Anekdoten

Ian Stewarts mathematisches Kuriositätenkabinett

Günter Kröber

Wer in der Buchhandlung nach populärwissenschaftlichen Büchern stöbert, stößt unweigerlich auf Ian Stewart, den wohl bekanntesten britischen Mathematiker der Gegenwart. Es vergeht kein Jahr, in dem er uns nicht ein neues Werk beschert. Nun werden wir in »Professor Stewarts Mathematisches Kuriositätenkabinett« geführt und erleben, wie man mit mathematischen Problemen umgehen kann, so dass man Spaß daran hat.

Der Autor nennt sein Buch ein Sammelsurium interessanter Sachen, die er seit seinem 14. Lebensjahr über Mathematik erfahren konnte, und die zumeist nicht in der Schule gelehrt wurden. Es sind ca. 180 vertrackte mathematische Rätsel und Spielereien, Stories und Fakten, die in loser Aufeinanderfolge geboten werden. Sich mit ihnen zu beschäftigen, regt die kleinen grauen Zellen an, bringt Aha-Effekte hervor und kann sogar helfen, auf Parties zu brillieren.

Würden sie sich z. B. zutrauen, eine Schlinge von Ihrem Arm zu lösen, ohne dabei die Hand aus der Tasche zu nehmen? Sie werden staunen: Es geht. Die Lösung sieht aus wie ein Zaubertrick und ist doch nur angewandte Topologie. Und sie wird Ihnen zum Nachmachen vorgeführt, denn zu allen Rätseln werden am Ende des Buches die Lösungen mitgeteilt.

Auch amüsante Mathematikerwitze und Anekdoten über berühmte Mathematiker findet man hier, etwa über Godfroy Harold Hardy, der an Gott glaubte und zugleich daran, dass dieser mit ihm hadere und deshalb vor jeder Schiffsreise befürchtete, Gott werde sein Schiff versenken. Um dies zu verhindern, sandte er seinen Freunden vor jeder Reise ein Telegramm, in dem er ihnen mitteilte, er habe die Riemannsche Vermutung bewiesen. Er tat dies, weil er überzeugt war, dass Gott ihn niemals sterben lassen würde, wenn er, Hardy, damit – wie ungerechtfertigt auch immer – posthum den Ruhm ernten würde, die berühmte Vermutung bewiesen zu haben.

Auch Anspruchsvollere kommen bei der Lektüre dieser Kuriositätensammlung auf ihre Kosten, denn kurze, inhaltlich exakte und dennoch auch für Laien verständliche Darstellungen sind der Poincaré-Vermutung, der Riemannschen Vermutung, den Mersenne-Primzahlen, Gödels Unvollständigkeitssätzen, der fraktalen Geometrie, der Komplexitätstheorie u. a. gewidmet.

Man kann das Buch auf einer beliebigen Seite aufschlagen und wird immer Spaß an dem Gebotenen haben. Auf Seite 120 etwa werden Sie gefragt, ob der Satz »In disem Sattz sind fünv Fähler« richtig oder falsch ist. Natürlich enthält er nur vier Rechtschreibfehler; der fünfte Fehler aber ist die Behauptung, es gebe fünf Fehler, wenn es doch nur vier sind.

Ian Stewart: Professor Stewarts Mathematisches Kuriositätenkabinett. Rowohlt Verlag, 2010. 381 S., geb., 24,95 €.