Teichwirtschaften allerorten

Bayern ist für die Binnenfischerei das Land Nr. 1. – in Starnberg gibt es sogar ein Kompetenzzentrum

  • Klaus Greiner, dpa
  • Lesedauer: 2 Min.
Laut bayerischem Agrarministerium stammen in Deutschland die Hälfte aller Karpfen (6000 Tonnen) und mehr als ein Drittel der Forellen (8000 Tonnen) aus den bewirtschafteten Teichen des Freistaates. Hinzu kommt noch der Fang aus Flüssen und Seen.

Starnberg.  »Den Fischen geht es in Bayern besser als anderswo«, sagt der Leiter des Institutes für Fischerei der Bayerischen Landesanstalt für Landwirtschaft, Helmut Wedekind. Das Institut ist aus der gerade 100 Jahre alt gewordenen Fischereischule Starnberg hervorgegangen. Das Kompetenzzentrum für Fischer ist eine bundesweit einmalige Einrichtung.

Bayern ist für die Binnenfischerei das bedeutendste Bundesland. Von dem idyllisch im Sieben-Quellen-Tal am Rand von Starnberg gelegenen Institut aus werden die Fischerprüfungen gesteuert, die der Landesfischereiverband mit den Unterlagen und Vorgaben aus Starnberg regional durchführt. Pro Jahr melden sich 9500 angehende Angler und Fischer an, mehr als 80 Prozent schaffen den Test.

Das am Landwirtschaftsministerium in München angesiedelte Institut beherbergt auch ein Internat für künftige Fischwirte. Hier absolvieren sie im Zuge einer dreijährigen Ausbildung den Blockunterricht und können gleichzeitig die nahe gelegene Starnberger Berufsschule besuchen. Vor Kurzem hatten die 29 Schüler zwischen 17 und 22 Jahren ihre Abschlussprüfung in Theorie und Praxis. Da mussten Netze geflickt, Fische filetiert, Fragen zu EU-Richtlinien und zum Schlachten der Tiere beantwortet werden. »Die Fischerei ist doch ein traumhaft schöner Beruf, Idealismus braucht man halt«, sagt der Vorsitzende des Prüfungsausschusses, Karl Hermann Vollmann-Schipper. Wer das Zeugnis in den Händen hält, kann im Haupt- oder Nebenerwerb eine Teichwirtschaft für Karpfen und Forellen betreiben, 9000 davon gibt es derzeit in Bayern. Am Instituts beschäftigt man sich auch mit der Abwehr von Fischfeinden sowie mit den ökologischen Aspekten der Fischproduktion. Der Biofisch, »die vegetarische Forelle«, taucht in dem Zusammenhang immer wieder auf. Institutsleiter Wedekind bezweifelt allerdings, dass eine Bio-Bezeichnung die Produktqualität tatsächlich verbessert. Er betont: »Die Aquakultur der Teichbewirtschaftung in Bayern ist umweltverträglich und artgerecht.« Hormone, fügt er hinzu, würden bei der Aufzucht ohnehin nicht eingesetzt, Antibiotika spielten »nahezu keine Rolle«. Zudem sei die kritisierte Fütterung mit Fischmehl und Fischöl deutlich reduziert worden. Die Forscher experimentieren mit alternativen Futtermitteln wie Soja und Getreide. Ergebnis: Das kann den Geschmack verändern. Doch Wedekind ist zuversichtlich: »Wir können das hinbekommen, wenn wir auch pflanzliche Öle verwenden und die Nährstoffzusammensetzung weiter verbessern.«

Allerdings gibt es auch in Bayern nicht mehr so viele Fische wie früher. Experten rechnen damit, dass sich der Ertrag auf einem etwas niedrigeren Niveau einpendelt.

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