nd-aktuell.de / 27.08.2010 / Brandenburg / Seite 10

Offen für Grenzüberschreitungen

Intendant der Philharmoniker will neues Gebäude und neue Wege

Esteban Engel, dpa

Der neue Intendant der Berliner Philharmoniker, Martin Hoffmann, will das traditionsreiche Orchester für ein jüngeres Publikum und neue Spielstätten weiter öffnen. »Wir müssen die Musik an Orte bringen, wo sie nicht zu Hause ist«, sagte der Medienmanager. Auch will Hoffmann den Bau eines neuen Gebäudes in die Wege leiten, mit dem die Philharmonie und das Kulturforum mit seinen Museen enger an den zentralen Potsdamer Platz angebunden werden.

Der 50-Jährige tritt mit Beginn der Spielzeit 2010/2011 sein Amt an. Eröffnet wird die Saison am heutigen Freitag mit einem Konzert unter Leitung von Chefdirigent Sir Simon Rattle, das live in 33 Kinos bundesweit übertragen wird. »Das Orchester will neue Zuhörer ansprechen«, sagte Hoffmann, bisher Vorstandsvorsitzender der Fernsehproduktionsfirma MME. Davor war der Jurist unter anderem Programmgeschäftsführer des Privatsenders Sat.1.

Das Orchester müsse eine stärkere Präsenz in Berlin bekommen. Denkbar sei dabei die Zusammenarbeit etwa mit den Berliner Filmfestspielen, Auftritte in der Neuen Nationalgalerie und eine stärkere Nutzung des Kammermusiksaales für Crossover und andere Musikexperimente.

»Wir müssen uns rechtzeitig darüber Gedanken machen, wie wir nachwachsende Generationen stärker für das Orchester und die klassische Musik begeistern können.« Anders als vor 30 Jahren gehöre Klassik nicht mehr selbstverständlich zum Bildungskanon. Mit »Zukunft@BPhil« hätten die Philharmoniker bereits neue Wege eingeschlagen. Dies müsse noch entschlossener fortgesetzt werden.

Die Berliner Philharmoniker hätten einen »starken Markenkern«, sagte Hoffmann. »Man muss diese Marke noch stärker in das Bewusstsein der Menschen holen.« Mit ihrer einmaligen Position hätten die Philharmoniker auch bessere Chancen als andere Kulturinstitutionen, ein neues Publikum zu erreichen.

Nicht nur in Kinos wird an diesem Freitag Beethovens 4. Sinfonie sowie die Sinfonie Nr. 1 von Gustav Mahler zu erleben sein. Auch auf der Hamburger Reeperbahn und im Mediapark in Köln wird das Konzert übertragen. Gleichzeitig wird die Darbietung weltweit über die Internet-Plattform der Philharmoniker, die Digital Concert Hall, ausgestrahlt.