nd-aktuell.de / 30.08.2010 / Sport / Seite 18

WM-Härtetest trotz Pleite bestanden

Basketball: Die deutschen Männern verlieren zum Auftakt mit 74:78 gegen Argentinien

Von Lars Reinefeld (dpa), Kayseri

Der WM-Auftakt gegen Argentinien ging verloren, doch mit einer starken Leistung haben die jungen deutschen Basketballer für Aufsehen gesorgt. Sekunden vor Schluss vergaben sie die Chance zum Sieg und verpassten die Sensation knapp. Den ersten Härtetest bei der WM bestanden sie aber mit Bravour.

Trotz der unglücklichen 74:78 (39:42)-Niederlage gegen Titelkandidat Argentinien haben sich Deutschlands Basketballer bei der Weltmeisterschaft in der Türkei zum Auftakt Respekt verschafft. »Es ist ein tolles Zeichen, dass diese junge Mannschaft in der Lage ist, gegen ein so erfahrenes und starkes Team wie Argentinien zu bestehen«, sagte Bundestrainer Dirk Bauermann nach der knappen Niederlage gegen den Olympiasieger von 2004. »Die Deutschen haben ein starkes Team. Mit ihnen wird hier zu rechnen sein«, lobte Argentiniens NBA-Star Luis Scola.

Schon in den Katakomben der Kadir Has Arena von Kayseri begann Bauermann, seine junge Truppe wieder aufzubauen. »Man darf bei einer WM nie frustriert oder niedergeschlagen sein, man darf sich nie zu lange ärgern. Das entzieht einem Energie, und dafür geht es bei einem solchen Turnier zu sehr Schlag auf Schlag«, sagte der Nationalcoach mit Blick auf das zweite Gruppenspiel gegen Vizeeuropameister Serbien am Sonntagabend (nach Red.-Schluss).

Grund zu übergroßer Enttäuschung bestand für das deutsche Team in der Tat nicht. Bis auf eine Schwächphase im dritten Abschnitt bot die unerfahrene Mannschaft den mit drei NBA-Profis angetretenen Südamerikanern mit Unbekümmertheit und Leidenschaft Paroli und hatte den Ex-Weltmeister am Ende sogar am Rande einer Niederlage. Beim Stand von 74:75 und noch zehn Sekunden Spielzeit leistete sich Routinier Demond Greene aber einen unnötigen Ballverlust, der die deutschen Siegträume platzen ließ.

»Ich wünschte, ich könnte die Szene ungeschehen machen«, ärgerte sich Greene nach der Partie, in der er ansonsten überragend gespielt hatte. Mit 20 Punkten war der 31-Jährige bester Werfer, überzeugte zudem mit starker Verteidigung und riss seine jungen Kollegen immer wieder mit.

Wie schon bei der Europameisterschaft in Polen vor einem Jahr musste die jüngste Auswahl, die der Deutsche Basketball Bund (DBB) je zu einer WM geschickt hat, in den entscheidenden Situationen noch Lehrgeld bezahlen. Ohne Superstar Dirk Nowitzki, der in diesem Sommer erneut pausiert und die Partien am Wochenende aufgrund von Terminen auch nicht im Fernsehen verfolgen konnte, fehlt zudem eine Respektsperson auf dem Feld.

Dies spiegelte sich auch in dem einen oder anderen Pfiff der Unparteiischen wieder. 34 Freiwürfe bekamen die international erfahrenen Argentinier zugesprochen, nur 15 Mal standen die deutschen Jungspunde, bei denen gleich neun Spieler ihr WM-Debüt feierten, an der Linie. Nun wollen die deutschen Riesen in den verbleibenden Partien die zum Weiterkommen nötigen zwei Siege holen.

Titelverteidiger Spanien verpatzte den WM-Start. Die Iberer verloren in Izmir überraschend gegen Frankreich mit 66:72 (28:27) und zeigten dabei besonders nach der Pause eine enttäuschende Leistung. Einen Auftakt nach Maß feierte hingegen der WM-Gastgeber Türkei, der in Ankara die Elfenbeinküste mit 86:47 (40:22) deklassierte. Resultate Seite 19