nd-aktuell.de / 01.09.2010 / Wirtschaft und Umwelt / Seite 16

Aus für 75-Watt-Glühbirnen

Heute tritt die zweite Stufe des Glühlampenausstiegs in Kraft

Antje Stiebitz
Nach dem Verbot der 100-Watt-Birnen vor einem Jahr kommt jetzt das Aus für Glühlampen mit 75-Watt. Ziel der EU-weiten Richtlinie ist ein geringerer Stromverbrauch und ein damit verbundener geringerer Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid. Doch bei der Entsorgung der Energiesparlampen gibt es noch Schwierigkeiten.

Die klassische Glühbirne verschwindet schrittweise vom europäischen Markt. Der Glühbirnen-Ausstieg der Europäischen Union erreicht nun die zweite Stufe. Ab heute gilt ein Herstellungs- und Vertriebsverbot für die althergebrachte 75-Watt-Glühlampe – wie seit einem Jahr schon für die 100-Watt-Glühbirne. 2011 sollen die 60-Watt-Birne, 2012 die 25- und 40-Watt-Modelle folgen.

Herkömmliche Glühlampen nutzen nur fünf Prozent des verbrauchten Stroms für die Erzeugung von Licht. Der Rest verpufft als Wärme. Die Alternative zur Glühbirne – die Energiesparlampe – wandelt dagegen rund 25 Prozent des Stroms in Licht um, also fünf Mal so viel wie die Glühbirne. Die ebenfalls alternativ genutzten Halogenlampen oder Leuchtdioden (LED) sind sogar 50 beziehungsweise 80 Prozent sparsamer.

Alle drei Varianten sind zwar in der Anschaffung teurer als die Glühbirnen, doch langfristig gesehen sind sie günstiger, da die Stromrechnung sinkt. Außerdem hält eine Energiesparlampe fast zehn Mal länger als die herkömmliche Variante.

Trotzdem sind Energiesparlampen wegen ihres kalten Lichts nicht sehr beliebt und vor allem bereitet die Entsorgung der quecksilberhaltigen Lampen noch Probleme. »Leider brauchen die Energiesparlampen noch Quecksilber«, erklärt Maria Elander von der Deutschen Umwelthilfe (DUH) gegenüber ND. »Und LED ist eine Technik ohne Schadstoffe, aber sie ist sehr teuer und kann noch nicht in allen Bereichen eingesetzt werden.«

Die quecksilberhaltigen Energiesparlampen dürfen auf keinen Fall im Hausmüll landen. Deswegen gibt es bundesweit 2200 Sammelstellen im Handel und in den Kommunen. Umweltschützer und der Hersteller Osram bemängeln aber, dass der Handel bislang kein flächendeckendes Rücknahmesystem anbietet. 124 Testbesuche der DUH in Bau- und Elektromärkten sowie Drogerien führten zu dem Ergebnis, dass sowohl die Informationspolitik als auch die Rückgabe der Lampen schlecht organisiert seien. »Das Ergebnis liegt selbst hinter unseren Befürchtungen zurück. Die bisherige Politik des Bundesumweltministeriums, auf Freiwilligkeit des Handels zu setzen, muss danach als gescheitert angesehen werden«, erklärte DUH-Bundesgeschäfsführer Jürgen Resch. Nur 35 Prozent der Altlampen würden getrennt gesammelt und ordnungsgemäß entsorgt. In Schweden seien es beispielsweise 80 Prozent.

Der Umweltausschuss des Europaparlaments will den Handel künftig zwingen, die quecksilberhaltigen Energiesparlampen nach Gebrauch zurückzunehmen.