nd-aktuell.de / 09.09.2010 / Politik / Seite 14

Kritik aus Dresden an Denkmal in London

Oberbürgermeisterin Orosz findet Ehrung britischer Bomberpiloten »befremdlich«

Dresden/London (epd/ND). Dresdens Oberbürgermeisterin Helma Orosz hat das geplante Londoner Denkmal für britische Bomberpiloten des Zweiten Weltkriegs kritisiert. Sie halte dieses Vorhaben für »befremdlich« und »rückwärtsgewandt«, zitierte die in der Landeshauptstadt erscheinende »Sächsische Zeitung« die CDU-Politikerin. Bei den alliierten Luftangriffen auf Dresden im Februar 1945 wurde fast das komplette Stadtzentrum zerstört, darunter die barocke Frauenkirche. Aktuellen Schätzungen zufolge kamen bis zu 25 000 Menschen ums Leben.

Orosz war am Montagabend während der Eröffnung einer Weltkriegsausstellung der Städte London, Coventry und Dresden in der britischen Hauptstadt mit ihren beiden britischen Kollegen zusammengetroffen (Foto: dpa). Dabei hielt sich Londons Bürgermeister Boris Johnson dem Bericht zufolge mit Erklärungen zum Denkmal zurück.

Der Oberbürgermeister der im Krieg von deutschen Bombern stark zerstörten Stadt Coventry, Brian Kelsey, verteidigte dagegen das Vorhaben. »Letzten Endes denke ich, dass es das Denkmal geben sollte. Ich finde, dass die Piloten vom Bomber Command von der Regierung schäbig behandelt wurden.« Zuvor hatte die britische Presse kritisiert, dass die Deutschen vorschreiben wollten, wer geehrt werden dürfe und wer nicht.

Das Denk- und Ehrenmal für das britische Bomberkommando, das die Bombardements auf deutsche Städte flog, soll im Zentrum von London errichtet und im Herbst 2011 eingeweiht werden. Einer der Hauptinitiatoren ist der Popsänger Robin Gibb (»Bee Gees«). Berichten zufolge sind bereits 5,9 Millionen Euro Spenden eingegangen. Zudem liege seit Mai eine Baugenehmigung für das »Bomber Command Memorial« vor, das neben dem Buckingham-Palast am Green Park entstehen soll.

Die Stiftung Frauenkirche Dresden hatte in einer ersten Reaktion mit Zurückhaltung auf das Londoner Vorhaben reagiert. Frauenkirchenpfarrer Sebastian Feydt sagte, das Thema »berührt eine Frage, die genaue Recherche erfordert«. Es bestehe die Gefahr der Missverständnisse. Der Barockbau war unter anderem mit Spenden aus Großbritannien wiedererrichtet worden.