nd-aktuell.de / 13.09.2010 / Kultur / Seite 15

MOSEKUNDS MONTAG

RÜCKZUG, ZEITWEILIG

Wolfgang Hübner
Eines Tages fanden Herrn Mosekunds Nachbarn folgende Mitteilung an der Hauswandzeitung: »Sehr geehrte Nachbarn, um Gerüchten vorzubeugen, teile ich Ihnen auf diesem Wege mit, dass ich mich aus dringenden Gründen für einige Zeit aus dem Privatleben zurückziehen muss. Ich unterziehe mich einem nicht unkomplizierten Eingriff, um einem guten Bekannten, der seit Monaten an akutem Gedankenmangel leidet und deshalb bereits von chronischem Synapsenkatarrh bedroht ist, einen Gedanken zu spenden. Da es nicht genügend Spender gibt, habe ich mich zu diesem Schritt entschlossen, zumal mir die Ärzte versichern, dass man auch nach der Entnahme eines geeigneten Gedankens ohne wesentliche Einschränkungen leben kann. Im Anschluss an die Transplantation begebe ich mich gemeinsam mit meinem Bekannten in die Rehabilitation, um mich zu erholen und zu sehen, ob sein Gehirn den Gedanken annimmt. Tief in Gedanken – Herr Mosekund.«