nd-aktuell.de / 14.09.2010 / Gesund leben / Seite 17

Nachrichten

Naturheilmittel immer beliebter

Naturheilmittel werden Umfragen zufolge in Deutschland immer beliebter. Während im Jahr 1980 nur rund die Hälfte der Bevölkerung solche Präparate einnahm, verwenden heute mehr als 70 Prozent die Naturmedizin, wie das Institut für Demoskopie in Allensbach in der vergangenen Woche mitteilte. Dieser Trend sei auch durch den Wegfall der Kostenerstattung für Naturheilmittel durch die Gesundheitsreform im Jahr 2004 nicht umgekehrt worden. Die Naturmedizin werde vor allem gegen Erkältungskrankheiten eingesetzt, aber auch gegen Magen- oder Verdauungsbeschwerden, Schlaflosigkeit oder Kopfschmerzen. epd/ND

Grippeviren bleiben gefährlich

»Grippeviren sind unausrottbar«, sagte der Leiter der Influenza-Forschung am Berliner Robert Koch-Institut, Thorsten Wolff. »Das ist wie Kalter Krieg. Virus gegen Mensch.« Der Ausgang dieses Kampfes im nächsten Winter sei offen und nicht vorhersehbar. Vorbeugen lasse sich nur mit einer Schutzimpfung, die es bereits in Arztpraxen gibt. Neben dem Schweinegrippe-Virus sind darin zwei weitere Virus-Varianten berücksichtigt. Deshalb sollten sich nach den Empfehlungen der Ständigen Impfkommission auch Menschen immunisieren lassen, die bereits gegen Schweinegrippe geimpft sind. Erstmals wird auch Schwangeren zu einer Grippeimpfung geraten. dpa/ND

Allergietests sind von gestern

Neu auftretende Kontaktallergien durch bisher unbekannte Substanzen können in Deutschland nicht mehr diagnostiziert werden. Testsubstanzen müssen seit 2005 wie Arzneimittel zugelassen werden – zu kompliziert, zu teuer und vor allem unnötig, so Allergologen. Experten beklagten diesen Zustand auf dem Deutschen Allergie-Kongress in Hannover. Nur Stoffe, die vor einer 2008 endenden Übergangsfrist bekannt waren, seien nachweisbar. So stehen aktuell Inhaltstoffe von Haarfärbemitteln im Verdacht, Kontaktallergien auszulösen, sind aber nicht identifizierbar. Die für die Zulassung einer Testsubstanz nötigen Studien könne sich kaum ein Hersteller leisten. Die Deutsche Gesellschaft für Allergologie und klinische Immunologie (DGAKI) verlangt, zur alten Regelung zurückzukehren, mit der früher Allergologen und Hersteller »auf dem kurzen Dienstweg« Testsubstanzen entwickelten und zu erschwinglichen Kosten zur Verfügung stellten. ND

Antibiotika oft unnötig verordnet

Das ARD-Wirtschaftsmagazin »Plusminus« hat gesunde Frauen zu Ärzten geschickt und Erschreckendes aufgedeckt. Gegen eine vermutete Blasenentzündung verschrieben sechs von zehn Ärzten unnötigerweise Antibiotika – selbst dort, wo eine Urinprobe ohne Befund gemacht wurde. Teilweise verordneten sie sogar Reserveantibiotika, die nur eingesetzt werden dürfen, wenn andere Antibiotika gar nicht mehr helfen. Das wissenschaftliche Institut der AOK, Wido, warnt davor, massenhaft Antibiotika zu verschreiben, wie das bei 80 Prozent der Erkältungskrankheiten geschieht, obwohl die meisten Erkältungen Virusinfektionen sind und Antibiotika nicht helfen. In der Folge entstehen lebensbedrohliche Resistenzen. Die Gesundheitspolitik müsse mit Gesetzen die Ärzte zum richtigen Umgang mit Antibiotika anhalten. Sonst, so Experten, werde es Antibiotika als Medikament in naher Zukunft nicht mehr geben. ND

Plusminus, Dienstag 14. September 2010, 21.50 Uhr, ARD.